Fast jede zehnte Person ist in Deutschland von einer Überschuldung betroffen oder bedroht. Gerade während der Pandemie schlagen finanzielle Krisen mit aller Wucht zu. Insbesondere viele Geringverdiener, die kaum Geld ansparen konnten, müssen nun trotz Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeitergelt ihren Lebensunterhalt bestreiten.[1] So kann es schnell passieren, dass die monatlichen Ausgaben höher sind als die Einnahmen – Schulden haben sich schnell aufgebaut. Auch private Umstände, wie die Trennung vom Partner, können ein Grund für eine Überschuldung sein. Hier erfährst Du neben einer Erklärung des Begriffes auch die ersten Anzeichen sowie die Folgen einer Überschuldung.

Von einer Überschuldung betroffene Personen sind laut Definition nicht mehr in der Lage, regelmäßig ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen oder ihre Rechnungen pünktlich zu bezahlen. Eine Überschuldung kann bei privaten Haushalten und Personen, bei Unternehmen und auch beim Staat vorkommen.

Gründe für eine Überschuldung

Es gibt verschiedene Gründe, die zu einer Überschuldung führen können. Einige davon sind:

  • Arbeitslosigkeit
  • Zahlungen an Gläubiger können nicht beglichen werden
  • Trennung / Scheidung
  • Gescheiterte Selbstständigkeit
  • Erkrankung / Unfall
  • Überzogenes Konsumverhalten

Gerade bei länger laufenden Verträgen (Strom, Smartphone, Internet usw.) schnappt schnell die Schuldenfalle zu, wenn Rechnungen nicht pünktlich beglichen werden können und zusätzliche Mahngebühren und Zinsen anfallen. Eine Überschuldung ist jedoch nicht mit einer Verschuldung zu verwechseln.

Der Unterschied zwischen Verschuldung und Überschuldung

Verschuldet ist man, sobald eine Schuld besteht, z. B. in Form eines Kredites. Die verschuldete Person ist dabei in der Lage, die Forderung zurückzuzahlen. Bei einer Überschuldung übersteigen die monatlichen Ausgaben regelmäßig das Einkommen, sodass Verbindlichkeiten nicht mehr beglichen werden können.

Verschuldet ist also jeder, der eine Schuld zu begleichen hat. Dies kann bereits ein geringfügiger Betrag sein. Auch wer einen Kredit aufnimmt oder Ratenzahlung in Anspruch nimmt, ist verschuldet, da Forderungen gegenüber einem Gläubiger offen sind. Verschuldung heißt nicht, dass man nicht in der Lage ist, den offenen Betrag zurückzuzahlen, sondern beschreibt lediglich die Existenz von Schulden. Es besteht kein Insolvenzgrund.

Überschuldet ist man dagegen, wenn der Lebensunterhalt gefährdet ist, weil die Forderungen gegenüber Gläubigern regelmäßig nicht beglichen werden können und so Verbindlichkeiten wie Miete oder Strom mit dem monatlichen Einkommen nicht gedeckt werden können. Bei einer Überschuldung sind die betroffenen Personen zahlungsunfähig.

Anzeichen für eine Überschuldung

Damit es nicht von einer Verschuldung zu einer Überschuldung kommt, solltest Du einige Anzeichen im Blick behalten. Treffen eine oder mehrere dieser Aussagen zu, solltest Du Dir Hilfe bei einer Schuldnerberatung suchen, die Dich dabei unterstützt, eine Überschuldung zu vermeiden.

Anzeichen für eine drohende Überschuldung:

  • Beantragung eines neuen Kredits, um andere Kredite zu bezahlen
  • Geld leihen, um Schulden abzubauen oder Ausgaben zu decken
  • Monatlichen finanziellen Verpflichtungen kann nicht nachgekommen werden
  • Nur bestimmte Forderungen können gezahlt werden und der Rest bleibt im Rückstand
  • Vorladungen von Gläubigern oder Anwälten
  • Benachrichtigungen von Inkassobüros
  • Erwägung insolvenzrechtlicher Schritte eines Insolvenzverfahrens

Als Folgen der Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung können nicht nur Mahnungen ins Haus flattern, sondern auch ein Schufa-Eintrag und weitere Kosten entstehen. Daneben besteht die Gefahr psychischer Erkrankungen wie Depressionen. Aus diesem Grund sollte frühzeitig die Hilfe einer Schuldenberatung in Anspruch genommen werden.

Was kann man bei einer Überschuldung tun?

  • Schuldenplan-Übersicht erstellen
  • Gewichtung der Schulden
  • Vergleich und Ratenzahlung vereinbaren
  • Hilfe von Schuldenberatung in Anspruch nehmen

Auch wenn man von einer Überschuldung betroffen ist, heißt das nicht, dass die Situation aussichtslos ist und man kapitulieren sollte. Wer den Schuldenberg ignoriert und gar nichts mehr tut, trägt nur dazu bei, dass sich die Schulden weiter anhäufen und zu einer belastenden Situation werden. Also ist Handeln angesagt. Mit diesen Tipps bekommst Du Deine Überschuldung unter Kontrolle.

Schuldenplan-Übersicht erstellen

Zunächst solltest Du Dir einen guten Überblick über die aktuelle Lage und deinen Finanzstatus verschaffen. Erst wenn Du genau weißt, wem Du wie viel Geld schuldest, kannst Du Lösungen ausarbeiten. Du musst also die Zähne zusammenbeißen und der Realität ins Auge blicken, auch wenn es unangenehm ist. In der Schuldenplan-Übersicht sollten Aspekte wie der Gläubiger, die Art und das Datum der Forderung und natürlich die Höhe des offenen Betrags aufgelistet sein.

Gewichtung der Schulden

Steht die Übersicht über die Schulden, sollten die einzelnen Posten nach Dringlichkeit geordnet werden. Insbesondere Forderungen von öffentlicher Seite, z. B. des Finanzamtes, sollten vorranging abgegolten werden. Bei der Sortierung der Forderungen nach Dringlichkeit sollte ebenfalls geprüft werden, ob einige davon ggf. bereits verjährt sind. Grundsätzlich beträgt die Verjährungsfrist drei Jahre. Solltest Du Dir unsicher sein, hilft eine Schuldnerberatung weiter.

Vergleich und Ratenzahlung vereinbaren

Weiß der Gläubiger, dass ein Schuldner nicht in der Lage ist, die gesamte Verbindlichkeit zu tilgen, ist er in manchen Fällen dazu bereit, ein Vergleichsangebot einzugehen. Oft akzeptiert der Gläubiger eine Ratenzahlung, da der Schuldner, der in der Schuldenfalle sitzt, häufig mehrere Gläubiger gleichzeitig bedienen und der zusätzlich seinen Lebensunterhalt decken muss. Man sollte in jedem Fall das Gespräch mit dem Gläubiger suchen und seine Situation schildern. Da die Gläubiger im Falle einer Insolvenz komplett leer ausgehen würden, lassen sich häufig Vergleichsmöglichkeiten gemeinsam erarbeiten.

Überschuldung von Unternehmen oder dem Staat

Nicht nur Privatpersonen oder private Haushalte können überschuldet sein. Auch Unternehmen wie Gesellschaften mit beschränkter Haftung oder der Staat können von einer Überschuldung betroffen sein. Entscheidend ist dabei meist ein fehlerhafter Umgang mit Geld, sodass letztendlich die bestehenden Verbindlichkeiten mit dem Vermögen und den Einnahmen nicht mehr gedeckt werden können.

Wann liegt eine Überschuldung bei einer GmbH vor?

Sobald eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung offene Forderungen nicht mehr zahlen kann und die Schulden das Vermögen übersteigen, liegt eine sogenannte insolvenzrechtliche Überschuldung vor. In diesem Fall muss ein Insolvenzverfahren eröffnet werden.

Eine Überschuldungsbilanz kann dabei Aufschluss über den Grund der Überschuldung des Unternehmens geben. In der Überschuldungsbilanz von Unternehmen wirkt sich das so aus, dass die Posten auf der Passivseite höher sind als auf der Aktivseite und das Eigenkapital aufgebraucht ist. Nach der Feststellung der Überschuldung bei einem Unternehmen muss der Geschäftsleiter eine Fortbestehensprognose erstellen. Darin werden der Überschuldungsstatus sowie die weitere Liquiditätsplanung festgehalten. Fällt die Prognose negativ aus, muss ein Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt werden.

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Überschuldung des Staates

Auch Staaten können von einer Überschuldung betroffen sein, so geschehen vor wenigen Jahren während der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise. Auch ein Staat gilt als überschuldet, sobald er nicht mehr in der Lage ist, Schulden und fällige Zinsen bedienen zu können. Ursache dafür können ein steigendes Haushaltsdefizit, eine hohe Staatsverschuldung, die gesamtwirtschaftliche Situation oder eine negative Handelsbilanz sein. Haben aufgrund dessen auch Anleger das Vertrauen in den Staat verloren, kann sich der Staat durch den Abkauf von Schuldenpapieren nicht wieder refinanzieren. Eine völlige Zahlungsunfähigkeit – ein Bankrott – eines Staates ist in unserem Finanzsystem jedoch eher unwahrscheinlich.

Fazit: So kannst Du eine Überschuldung vermeiden

Es gibt Vieles, was man im Leben nicht vorausplanen kann. Eine plötzliche Trennung oder Arbeitslosigkeit können ganz unerwartet zu einer Verschuldung und einer daraus resultierenden Zahlungsunfähigkeit mit Überschuldung führen. Doch was tun bei Schulden? Sobald die ersten monatlichen Raten oder Verbindlichkeiten nicht mehr gezahlt werden können, sollte man sich umgehend Hilfe suchen. Bei einer Schuldenberatung wirst Du fachmännisch unterstützt, bevor Mahnverfahren oder Zwangsvollstreckungen eingeleitet werden. Wichtig ist, dass Du immer einen Überblick über Dein Vermögen, Deine monatlichen Ausgaben und Einnahmen sowie über Deine offenen Forderungen, Kredite und Ratenkredite hast. Eine drohende Überschuldung sollte schnell erkannt werden, sodass es keinen Insolvenzgrund gibt und Du angesammelte Schulden abbauen kannst.

Sollte die Situation nicht mehr aufzuhalten sein, kann eine Schuldnerberatung Wege aus der Überschuldung aufweisen. Wo es möglich ist, sollten, z. B. durch einen Anbieterwechsel bei Strom oder Gas, Ausgaben gesenkt werden, um offene Forderungen zurückzahlen zu können.

Um einer Überschuldung aus dem Weg zu gehen, solltest Du Schulden vermeiden. Zur besseren Übersicht ist in einigen Fällen eine Umschuldung sinnvoll, um nur bei einem Gläubiger eine offene Verbindlichkeit zu haben. Der Umschuldungskredit verschafft Dir sogar einen positiven Schufa-Wert und erhält Deine Kreditwürdigkeit.

[1] Quelle: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/schuldneratlas-kreditreform-schulden-ueberschuldung-1.5110266