Genügend Eigenkapital für einen Hauskauf bzw. Hausbau haben wahrscheinlich nur die wenigsten unter uns im Portemonnaie. Die Aufnahme eines Kredits für die Hausfinanzierung ist daher ein wichtiger Schritt für jeden künftigen Bauherren. Bereits bei einem ersten Kreditvergleich werden Dir als künftiger Kreditnehmer die verschiedenen Optionen der Immobilienfinanzierung auffallen. Bist Du mit Begriffen wie Annuitätendarlehen konfrontiert oder sehen Werbeanzeigen für Angebote wie Volltilgerdarlehen.

In diesem Beitrag bringen wir für Dich Licht ins Dunkle. Volltilgerdarlehen oder Annuitätendarlehen – wir beleuchten die Vor- und Nachteile und erklären Dir, warum bzw. unter welchen Voraussetzungen ein Volltilgerdarlehen ideale Konditionen für die Hausfinanzierung bietet. Schließlich ist die Wahl eines zu Dir passenden Immobilienkredits einer der wichtigsten Schritte für finanzielle Planungssicherheit und einen reibungslosen, erfolgreichen Hausbau.

Was ist ein Volltilgerdarlehen?

Ein Volltilgerdarlehen ist ein spezieller Immobilienkredit, bei dem für den Kreditnehmer zum Ende der Laufzeit keine Restschuld mehr zu begleichen ist. Der Zeitpunkt der vollständigen Rückzahlung ist beim Volltilgungsdarlehen identisch mit der tatsächlichen Laufzeit des Kredites. Mit einem gleichbleibenden Zins- und Tilgungssatz wird das gesamte Darlehen so innerhalb eines definierten Zeitraums getilgt, sodass zum Ende der Volltilgung keine Anschlussfinanzierung nötig ist.

Volltilgerdarlehen oder Annuitätendarlehen? Ein Vergleich

Der Begriff Annuität beschreibt eine regelmäßige, jährlich fließende Zahlung, die sich aus der Kombination von Zins und Tilgung berechnet. Aus einer gewissen Betrachtungsweise ist auch das Volltilgerdarlehen ein Annuitätendarlehen, da auch bei Volltilgung der Kredit durch eine regelmäßige Zahlung zurückbezahlt wird. Im Vergleich zum Annuitätendarlehen unterliegt der Kreditnehmer bei der Rückzahlung eines Volltilgerdarlehens aber anderen Konditionen.

So funktioniert das Annuitätendarlehen

Beim Annuitätendarlehen wird mit dem Kreditgeber für die Rückzahlung zunächst ein Tilgungssatz festgesetzt, z. B. 2,5 Prozent. Die monatlich zu zahlende Tilgung berechnet sich dann aus der Kreditsumme, dem Zinssatz und dem festgelegten Tilgungssatz. Für die Rückzahlung eines Annuitätendarlehens wird dabei eine Restschuld einkalkuliert, die nach Ende der festgelegten Laufzeit mit einer weiteren Anschlussfinanzierung getilgt werden muss. Der Nachteil: Die Zinsbindungsfrist der Bank läuft nur bis Ablauf der Laufzeit des ersten Kredits. Welcher Zinssatz Dir dagegen mehrere Jahre später für die Anschlussfinanzierung angeboten wird, ist unklar.

So funktioniert das Volltilgerdarlehen

Bei einer Volltilgung wird mit der Bank dagegen zuerst ein Rückzahlungsdatum festgelegt, also der Zeitpunkt, bis wann der Kredit vollständig, d. h. zu 100 Prozent, getilgt sein muss. Anhand des anvisierten Rückzahlungsdatums für das Darlehen wird anschließend ein über die Laufzeit gleichbleibender Tilgungs– und Zinssatz ermittelt, woraus sich eine planbare monatliche Kreditrate berechnet. Je länger die Laufzeit vom Darlehen, desto geringer ist dabei die monatliche Tilgungsrate. Ziel vieler Volltilger ist es aber in der Regel, den Kredit mit einer vergleichsweise hohen monatlichen Rate innerhalb eines kürzeren Zeitraums zurückzuzahlen, um von finanziellen Vorteilen, z. B. Abschlägen auf den Zinssatz, zu profitieren. Da bei Volltilgung das gesamte Darlehen innerhalb der festgelegten Laufzeit zurückgezahlt wird, ist eine Anschlussfinanzierung bei Volltilgung also nicht mehr nötig.

Laufzeiten & Zinsen beim Volltilgerdarlehen

Für die Berechnung eines Volltilgerdarlehens wird in der Regel mit Laufzeiten von zehn bis 20 Jahren kalkuliert. Der seitens Deiner Bank vorgegebene Zinssatz bleibt dank Zinsbindung über die gesamte Laufzeit des Darlehens gleich. Kreditnehmer eines Volltilgerdarlehens profitieren daher über die gesamte Laufzeit davon, den Kredit in Zeiten von niedrigen Zinssätzen abgeschlossen zu haben.

Der angebotene Zinssatz für die Baufinanzierung kann bei einer kürzeren Laufzeit zudem noch weiter gedrückt werden. Die meisten Banken gewähren bei kurzen Laufzeiten Abschläge von bis zu 0,5 Prozent auf die zu zahlenden Zinsen. Wenn Du über ausreichend finanzielle Ressourcen verfügst, ist aus diesem Grund eine kurze Laufzeit bei einem Volltilgerdarlehen sinnvoll. Du solltest Dir jedoch sicher sein, dass Du die monatlichen Raten fristgemäß erbringen kannst, da bei einem Volltilgungsdarlehen andernfalls hohe Entschädigungszahlungen drohen.

So kannst Du ein Volltilgerdarlehen berechnen

Um den Tilgungssatz und damit die monatliche Rate für ein Volltilgerdarlehen zu berechnen, benötigst Du zunächst folgende Angaben: die gewünschte Kreditsumme, den angebotenen Zinssatz und die gewünschte Laufzeit.

 

Aus diesen Informationen lassen sich Tilgungssatz und monatliche Kreditrate ermitteln. Um Dir eine konkretere Vorstellung zu geben, orientiere Dich gerne an unserem Rechenbeispiel.

Für das Gedankenspiel vergleichen wir eine Baufinanzierung mit Volltilgerdarlehen oder Annuitätendarlehen, bei einer Laufzeit von zehn bzw. 20 Jahren.

 

Volltilgerdarlehen

Laufzeit: 10 Jahre

Volltilgerdarlehen

Laufzeit: 20 Jahre

Annuitätendarlehen

Laufzeit: 20 Jahre

Darlehenssumme 200.000 € 200.000 € 200.000 €
Zinssatz 2,0 % p.a. 2,3 % p.a. 2,5 % p.a.
Tilgungssatz 9,04 % 3,94 % 2,00 %
Monatliche Rate 1.840,27 € 1.040,43 € 750 €
Restschuld 0 € 0 € 96.341,75 €
Zinskosten 20.832,34 € 49.702,59 € 76.341,75 €

 

Bei unserer fiktiven Berechnung von Volltilgerdarlehen und Annuitätendarlehen wird deutlich, dass für Dich als Volltilger eine deutlich höhere monatliche Tilgung fällig wird. Auf der anderen Seite werden über die gesamte Laufzeit des Kredites dadurch aber nicht nur Zinskosten in beachtlicher Höhe, sondern im Vergleich zum Annuitätendarlehen auch Kosten für die Anschlussfinanzierung einer verbleibenden Restschuld eingespart.

Du planst, eine Wohnung oder ein Haus zu kaufen und suchst nach dem passenden Immobilienkredit? Die Frage, ob ein zunächst zahlungsintensives Volltilgerdarlehen oder ein Annuitätendarlehen mit niedrigeren monatlichen Raten für Dich mehr Sinn macht, hängt also vor allem davon ab, welche finanzielle Belastung Du Dir über einen längeren Zeitraum zumutest.

Zwischenfazit: Vor- und Nachteile eines Volltilgerdarlehens

Zehn oder 15 Jahre nach einem Hausbau bereits schuldenfrei zu sein, klingt verlockend. Auch die extrem niedrigen Zinsen beim Volltilgerdarlehen sind bei der Hausfinanzierung für Kreditnehmer eine sehr attraktive Vorstellung.

Zinsbindung bei niedrigen Zinssätzen bieten Banken bzw. Kreditgeber jedoch nicht grundlos – um diese Konditionen zu gewähren, müssen im Gegenzug auch hohe monatliche Rückzahlungen getätigt werden. Nicht jeder kann diese langfristige Belastung beim Blick auf die eigenen Finanzen sorgenfrei verkraften.

Neben den vielen Vorzügen hat das Volltilgerdarlehen also auch Nachteile. Die wesentlichen Argumente für und gegen Volltilgungsdarlehen haben wir für Dich übersichtlich zusammengefasst.

Vorteile eines Volltilgerdarlehens

+ geringe Zinskosten

+ zusätzliche Zinsrabatte bei schneller Rückzahlung möglich

+ Zinsbindung über den gesamten Kreditzeitraum & kein Zinsänderungsrisiko

+ Profitieren von Niedrigzinsen über die gesamte Laufzeit

+ optimale Planungssicherheit aufgrund fester monatlicher Raten

+ keine Restschulden und nötige Anschlussfinanzierung

+ zeitnahe Schuldenfreiheit

Nachteile eines Volltilgerdarlehens

– Sondertilgungen oft nur gegen Aufpreis möglich

– Kreditgeber kann nicht gewechselt werden

– hohe monatliche Tilgungsraten sowie hohe Entschädigungszahlungen bei Zahlungsverzug

Für wen lohnt sich ein Volltilgerdarlehen?

Für die Entscheidung, ob ein Volltilgerdarlehen sinnvoll ist oder nicht, spielen vor allem die eigenen finanziellen Ressourcen eine wichtige Rolle. Nur wer sich die hohen monatlichen Raten einer Volltilgung langfristig leisten kann, ohne dass dabei die Lebensqualität im Alltag vollkommen unter den Tisch fällt, sollte sich für ein Volltilgerdarlehen mit einer sehr kurzen Laufzeit entscheiden.

Selbst wenn der Blick auf die eigenen Finanzen Dich diesbezüglich optimistisch stimmt, kann es zudem auch bei einer vermeintlich „kurzen“ Laufzeit von zehn Jahren immer zu unvorhergesehenen Ereignissen kommen, die dazu führen, dass die hohen Tilgungsraten plötzlich zu einer schwer zu stemmenden Belastung werden. Insbesondere auch aus dem Grund, dass Tilgungspausen nicht möglich und im Zweifel von Ratenausfällen hohe Entschädigungszahlungen fällig sind.

Für Kreditnehmer, die Wert auf Planungssicherheit legen und dank vereinbarter Zinsbindung über die gesamte Kreditlaufzeit von den aktuellen Niedrigzinsen profitieren möchten, sind Volltilgungsdarlehen mit einer längeren Laufzeit von 15 bis 20 Jahren ein geeigneter Mittelweg. Auch hier fällt eine Anschlussfinanzierung dank vollständiger Rückzahlung bis zum Ende der Laufzeit weg, die Höhe der monatlich anfallenden Tilgung ist dann finanziell aber leichter zu verkraften, da eine geringere Tilgungsrate ausreicht.

Anschlussfinanzierung mit Volltilgung

Wer sich nicht über einen sehr langen Zeitraum zu hohen Rückzahlungsraten verpflichten möchte, kann alternativ auch erst ein Annuitätendarlehen aufnehmen und im Anschluss, nach Ablauf der Laufzeit des ersten Kredites, im Rahmen der Anschlussfinanzierung eine Volltilgung für die Begleichung der Restschuld wählen. Die Kreditsumme für die verbleibende Restschuld ist dann deutlich geringer und die monatliche Belastung der Tilgungsrate besser zu stemmen. Fraglich bleibt lediglich, ob die Kreditgeber zu einem späteren Zeitpunkt ähnlich attraktive Zinsen anbieten wie in der aktuellen Niedrigzinsphase.

Unser Fazit: Volltilgerdarlehen sind attraktiv, aber nicht für jeden Kreditnehmer optimal

Bei jedem Finanzierungsplan für einen Hausbau ist die Aufnahme eines passenden Kredits eine der wichtigsten Entscheidungen für die künftigen Hausbesitzer.

Unter den verschiedenen Optionen der Baufinanzierung zählen Volltilgerdarlehen per Definition zu den Darlehensformen, die aufgrund der vollständigen Rückzahlung des Kredits innerhalb eines festgelegten Zeitraums zu stetigen Zins- und Tilgungssätzen eine große Planungssicherheit bieten und Möglichkeiten für attraktive Ersparnisse bei den Zinskosten einräumen. Demgegenüber haben die Volltilgerdarlehen den Nachteil, dass Kreditnehmer hohe monatliche Raten bei der Rückzahlung stemmen müssen, um sich die attraktivsten Konditionen zu sichern.

Die möglichen Zinsersparnisse sind zwar sehr hoch, das Risiko, sich mit Blick auf die eigenen Finanzen langfristig mit den hohen Tilgungen zu übernehmen, ist aber auch nicht zu unterschätzen. Wenn Du also einen Hausbau planst und auf der Suche nach einer vorteilhaften Immobilienfinanzierung bist, empfehlen wir Dir beim Kreditvergleich daher nicht ausschließlich auf die größtmöglichen Ersparnisse zu blicken, sondern auch die Meinung Deines Finanzberaters für ein geeignetes Darlehen mit einzubeziehen.