Tagesgeld und Festgeld als Alternative zum Sparbuch?
Bis Ende der 1990er Jahre besaß fast jeder Deutsche ein Sparbuch, auf dem er seine Ersparnisse anlegte. Tagesgeld und Festgeld waren überwiegend Unternehmen bekannt, die auf diesen Konten kurzfristig nicht benötigte Gelder anlegten. Doch ab dem Jahr 2000 entdeckten auch private Sparer die Vorteile von Tagesgeld und Festgeld als Geldanlage. Durch die Krise am Aktienmarkt hatten zahlreiche Anleger das Vertrauen in Aktien und Fonds verloren und suchten nach einer renditestarken Alternative. Die Zinsen auf einem Sparbuch reichten den Investoren jedoch nicht aus, weshalb die französische Banque D’Escompte Paris unter dem Namen First-e die erste Direktbank in Europa gründete. Das einzige Produkt der Direktbank war ein Tagesgeldkonto, das massiv in den Medien beworben wurde. Die Bank musste zwar ihre Geschäftstätigkeit schon nach einem Jahr wieder einstellen, weil ein einziges Finanzprodukt nicht ausreichte, um Gewinne zu erwirtschaften. Allerdings erhielten sämtliche Bankkunden ihre Einlagen verlustfrei zurück, wodurch die Sicherheit eines Tagesgeldkontos bewiesen war. Von den Erfahrungen der Direktbank First-e profitierten die anderen Banken und Sparkassen in Europa, bei denen seither Tagesgeld & Festgeld zu den gängigen Anlageprodukten gehören.
Die Nachteile des Sparbuchs gegenüber Tagesgeld / Festgeld
Die Zinsen für Guthaben auf einem Sparkonto liegen in der Regel unterhalb der Verzinsung von Tagesgeld und Festgeld, welche bessere Konditionen bieten. Häufig erhalten Personen, die ein Sparbuch eröffnen, nur 0,05 % Zinsen; dies ist bei vielen großen Sparkassen der Fall. Außerdem kann der Sparer nicht uneingeschränkt über sein Geld verfügen. Zum einen muss für eine Auszahlung das Sparbuch oder eine Sparkarte vorgelegt werden – Online-Überweisungen sind mit einem solchen Konto also beispielsweise nicht möglich. Zum anderen besitzen Sparbücher im Gegensatz zum Tagesgeldkonto eine Kündigungsfrist, die mindestens drei Monate beträgt. Ohne Kündigung kann der Kontoinhaber maximal 2000 Euro pro Monat abheben, also nicht frei über sein Geld verfügen. Sofern nicht rechtzeitig gekündigt wurde, berechnen die Banken bei höheren Beträgen sogenannte Vorschusszinsen als Strafzins für die vorzeitige Abhebung. Ein Sparbuch ist für den Besitzer also nicht nur unpraktisch, im Zweifelsfall können die Strafzinsen sogar die Zinsen „auffressen“. Beim Tagesgeld und Festgeld besteht keine Kündigungsfrist. Der Anleger kann über das Geld auf seinem Tagesgeldkonto täglich verfügen, während er bei einem Festgeld den Ablauf der vereinbarten Anlagefrist abwarten muss.
Tagesgeld und Festgeld sind für eine kurz- bis mittelfristige Geldanlage gedacht. Über das Guthaben auf einem Tagesgeldkonto kann der Kontoinhaber jederzeit frei verfügen – der Sparer kann täglich Geld abheben oder online auf ein Referenzkonto überweisen. Besonders lukrativ sind Angebote für Tagesgeldkonten, bei denen die Sparer eine vierteljährliche oder halbjährliche Zinszahlung erhalten. Neben dem attraktiven Zinssatz profitieren die Anleger hier nämlich vom Zinseszinseffekt. Allerdings kann die Bank den Zinssatz für das Tagesgeld jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern und somit auch senken. Festgeld hingegen wird zu gleichbleibenden Zinsen angelegt, ist dafür aber auch sehr viel weniger flexibel.
Wer überlegt, sein Geld als Tagesgeld oder Festgeld anzulegen, sollte für mittelfristig nicht benötigtes Kapital ein Festgeldkonto eröffnen. Der Anleger kann hier für einen bestimmten Zeitraum nicht auf sein Geld zugreifen, sodass die Bank die Sicherheit hat, in dieser Zeit mit dem vollen Betrag arbeiten zu können. Der Zinssatz bleibt während der gesamten Laufzeit unverändert. Die Möglichkeit einer vorzeitigen Verfügung ist meist stark eingeschränkt oder überhaupt nicht gegeben. Daher sollten nur Gelder als Festgeld angelegt werden, die nicht für den Lebensunterhalt oder für dringende Anschaffungen benötigt werden. Für langfristige Anlagen eignen sich Tagesgeld und Festgeld nur bedingt. Wenn Sie planen, langfristig ein Vermögen aufzubauen, oder Ihre Ersparnisse möglichst gewinnbringend anlegen wollen, sollte nur ein Teil Ihres Gelds als Tagesgeld, bzw. Festgeld angelegt werden. Nutzen Sie Tagesgeld und Festgeld vor allem für Beträge, die Sie kurzfristig bis mittelfristig nicht benötigen, und die beispielsweise für plötzlich anfallende Zahlungen wie die Reparatur des Autos genutzt werden sollen. Für eine langfristige Geldanlage oder als Altersvorsorge eignen sich folgende Finanzprodukte:
- Aktien
- festverzinsliche Wertpapiere, auch Rentenpapiere genannt
- Staatsanleihen wirtschaftlich stabiler Staaten
- Riester-Renten beziehungsweise Rürup-Renten bei Selbstständigen
Bei einem Vergleich der verschiedenen Angebote fällt schnell auf, dass auch viele ausländische Banken Tagesgeld und Festgeld im Angebot haben. Vor allem wenn es sich um Anbieter mit Geschäftssitz außerhalb der Europäischen Union handelt, sollten Sie sich genau über die gültige Einlagensicherung informieren. Durch die Einlagensicherung sind die Kundengelder bei einer Insolvenz der Bank innerhalb der EU bis zu einem Betrag von 100.000 Euro je Kontoinhaber geschützt. Falls das Angebot für Tagesgeld / Festgeld von einem Anbieter mit Geschäftssitz außerhalb der EU stammt, kann der gesicherte Betrag weit unter 100.000 Euro liegen oder es besteht gar keine Einlagensicherung. Auf www.auxmoney.com finden Sie nicht nur Informationen zu Tagesgeld und Festgeld, sondern auch zu zahlreichen weiteren Themen rund um Investment und Geldanlage.
Originally posted 2014-11-03 10:27:59.