Der Schweizer Franken – Abkopplung vom Euro mit weitreichenden Folgen
Mit einem Paukenschlag hat die Schweizer Nationalbank (SNB) am 15. Januar dieses Jahres den Mindestkurs zwischen Euro und Schweizer Franken aufgehoben. Diese Maßnahme überraschte nicht nur das Ausland, auch die eigene Bevölkerung und vor allem die Wirtschaft wurden kalt erwischt – keinerlei Informationen waren im Vorfeld nach außen gedrungen. Die Reaktionen folgten prompt, die schweizerische Währung wertete kräftig auf – die daraus erwachsenden Herausforderungen für die Schweiz sind enorm.
Mindestkurs zwischen Euro und Schweizer Franken unerwartet aufgehoben
Bereits im Jahr 2011 sah sich die SNB mit einer Entwicklung konfrontiert, die ein beherztes Eingreifen erforderte: Das Verhältnis zwischen Euro und Schweizer Franken war ebenso in Schieflage geraten, wie das Verhältnis zwischen Franken und US-amerikanischem Dollar sowie britischem Pfund – die eigene Währung war ganz einfach zu stark geworden. Die Schweizer Nationalbank ergriff deswegen die Initiative und legte 2011 für Euro und Schweizer Franken einen Mindestkurs von 1,20 Euro/CHF fest – um ihn am 15. Januar 2015 vollkommen überraschend wieder aufzugeben. Schon die Verlautbarung der Entkopplung ließ den Kurs des Franken nach oben schnellen, in der Spitze kostete ein Euro weniger als 0,98 CHF. Zum Vergleich: Ende 2010 erhielten Sie noch 1,38 CHF für einen Euro. Ein gesundes Verhältnis zwischen Euro und Schweizer Franken ist aber nicht nur für die Exportwirtschaft in der Schweiz wichtig, auch die Tourismusbranche ist existenziell davon abhängig.
Ursache für Verschiebung beim Verhältnis zwischen Euro und Schweizer Franken
Was war also passiert? Die Europäische Zentralbank (EZB) sah und sieht sich veranlasst, die deflationären Entwicklungen in der Euro-Zone mit drastischen Maßnahmen zu bekämpfen. Der Aufkauf von Staatsanleihen und diversen Wertpapieren aus den Beständen europäischer Banken sollte in erster Linie die angeschlagenen Banken selbst unterstützen und gleichzeitig den finanziellen Spielraum für Investitionen schaffen. Im Zusammenspiel mit den extrem niedrigen Zinsen sollte die Kreditvergabe an Unternehmen erleichtert werden, um das schwache Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Allerdings wurde die Gemeinschaftswährung auf diese Weise auch geschwächt, was sich insbesondere im Kurs für Euro und Schweizer Franken niedergeschlagen hat: Das Vertrauen in die Gemeinschaftswährung ließ immer mehr nach, die Kapitalströme in die Schweiz nahmen zu.
Vielschichtige Auswirkungen mit ungeahntem Ausmaß
Die SNB musste immer stärker eingreifen und Schweizer Franken verkaufen, um die eigene Währung zu schwächen, sodass sich die Bilanzsumme stark aufgebläht hat. Die feste Kopplung von Euro und Schweizer Franken war daher die einzige Möglichkeit, den enormen Druck, der sich im Missverhältnis zwischen Euro und Schweizer Franken aufgebaut hatte, abzulassen. Selbst die Strafzinsen, die aktuell für Kapitaleinlagen in der Schweiz ab einer bestimmten Größenordnung gelten, konnten einen weiteren Zufluss nicht unterbinden. Der Kurs für Euro und Schweizer Franken hat sich aktuell auf rund 1,05 Euro/CHF eingespielt, allerdings hat die SNB wohl andere Pläne. Wie die „Schweiz am Sonntag“ meldete, wird zumindest intern mit einem neuen Mindestkurs zwischen Euro und Schweizer Franken gearbeitet, der sich in einer Spanne zwischen 1,05 und 1,10 Euro/CHF bewegen soll. Auch dieses Ziel dürfte immense Summen verschlingen, bis zu zehn Milliarden Franken werden erwartet.
EZB-Pläne und die Folgen für das Verhältnis zwischen Euro und Schweizer Franken
Nicht zuletzt das geplante Ankaufprogramm für Staatsanleihen, das die EZB mit einem monatlichen Volumen von 60 Milliarden Euro im März beginnen will, wird die Gemeinschaftswährung weiter unter Druck setzen. Vor dem Hintergrund der Schuldensituation und der aktuellen Diskussionen um Griechenland wächst die Unsicherheit unter den Investoren. Die Folge: Es wird weiter Kapital in die Schweiz fließen, der Kurs für Euro und Schweizer Franken muss entsprechend gestützt werden. Für die Schweizer Wirtschaft sind die Herausforderungen enorm, die Exporte werden ebenso erschwert wie die Umsätze in der Tourismusbranche. Entsprechend drastisch war der Absturz im größten Aktienindex SMI, der sich nur langsam erholen kann. Das Vertrauen in die Schweizer Wirtschaft ist allerdings vorhanden, auch wenn eine harte Zeit der Neuausrichtung bevorsteht. Die SNB ist auf ein moderates Verhältnis ihres Franken zu den großen Währungen angewiesen, um die eigene Wirtschaft zu unterstützen. Gleichzeitig kämpfen aber die großen Volkswirtschaften um Wachstum, was die jeweiligen Notenbanken zum Gelddrucken veranlasst. Die so freigesetzten Summen suchen nach Rendite, die aktuell nur noch in Aktien und Anleihen wahrscheinlich ist – mit der Folge einer gefährlichen Blasenbildung. Alternativ empfehlen sich sichere Anlagen wie Edelmetalle. Ähnliche Probleme sind nämlich auch mit anderen Währungen, aktuell der dänischen Krone, bereits vorprogrammiert.
Originally posted 2015-05-12 14:00:15.