Die Lebensversicherung als Geldanlage – ein Auslaufmodell?
Jahrzehntelang galt eine Lebensversicherung als renditestarke Geldanlage, die gleichzeitig die Angehörigen des Versicherungsnehmers im Falle seines Todes absichert. Die Versicherungsgesellschaften garantierten eine hohe Verzinsung, sodass sich zahlreiche Versicherungsnehmer für den Abschluss einer Kapitallebensversicherung entschieden. Bei Abschluss der Versicherung wird eine Laufzeit vereinbart, die in der Regel bis zum Rentenalter des Versicherten reicht. Bei Erreichen des vereinbarten Zeitpunkts, dem sogenannten Erlebensfall, erhält der Versicherungsnehmer entweder eine einmalige Auszahlung der Versicherungssumme zuzüglich Zinsen oder er entscheidet sich für eine monatliche Rente. Der Mindestzinssatz, den die Versicherungen ihren Kunden zahlen müssen, ist gesetzlich festgeschrieben. Dieser als Garantiezins bezeichnete Zinssatz wurde in den letzten fünfzehn Jahren fünfmal in Folge gesenkt, sodass sich eine Lebensversicherung als Geldanlage kaum noch rentiert. Trotzdem lohnt sich für einige Personengruppen der Abschluss einer Lebensversicherung, zumal diese nicht unbedingt als Kapitallebensversicherung abgeschlossen werden muss.
Die verschiedenen Arten von Lebensversicherungen
Die Versicherungswirtschaft unterscheidet verschiedene Arten von Lebensversicherungen:
- Risikolebensversicherung
- Kapitallebensversicherung
- fondsgebundene Lebensversicherung
- private Rentenversicherung
Eine Risikolebensversicherung zahlt beim Tod des Versicherten die vereinbarte Versicherungssumme an den oder die Begünstigten aus der Versicherung. Es handelt sich um einen Hinterbliebenenschutz, der den Verdienstausfall des Versicherten bei dessen Tod ausgleichen soll. Begünstigte aus der Risikolebensversicherung können sowohl Angehörige als auch Geschäftspartner, eine Firma oder ein Verein sein. Eine Sonderform der Risikolebensversicherung ist die Restschuldversicherung, auch Kreditlebensversicherung genannt. Es handelt sich um eine Versicherung mit fallender Versicherungssumme. Bei Tod des Versicherten übernimmt die Versicherung die restlichen Schulden aus einem Darlehen oder einer Immobilienfinanzierung. Bei einer Kapitallebensversicherung werden etwa 80 % der eingezahlten Beträge verzinst. Die restlichen 20 % stellen Abschlusskosten, Vertriebsgebühren und Verwaltungskosten der Versicherungsgesellschaft dar. Die Versicherung leistet entweder bei Tod des Versicherten oder bei Ablauf der Laufzeit des Versicherungsvertrages.
Bei Abschluss einer fondsgebundenen Lebensversicherung entscheidet sich der Versicherte für eine Investition des Sparanteils seiner Versicherungsbeiträge in einen oder mehrere Investmentfonds. Bei einigen Verträgen hat der Versicherungsnehmer ein Mitspracherecht bei der Auswahl der Fonds. Falls sich die Wertpapierkurse günstig entwickeln, kann sich die Rendite einer fondsgebundenen Lebensversicherung stark erhöhen. Gleichzeitig besteht aber auch das Risiko fallender Kurse, sodass sich eine geringere Auszahlsumme der Versicherung bei Fälligkeit ergibt. Eine Lebensversicherung als private Rentenversicherung leistet nicht im Todesfall des Versicherten, sondern nur bei Erreichen des Rentenalters.
Für diese Personengruppen ist eine Lebensversicherung sinnvoll
Obwohl eine Lebensversicherung als Geldanlage zurzeit keine hohe Rendite abwirft, ist der Abschluss einer solchen Versicherung für einige Personengruppen sinnvoll. Dazu zählen zum Beispiel junge Familien mit nur einem Verdiener, Bauherren mit einer Immobilienfinanzierung oder Unternehmer mit hohen Schulden. Die Lebensversicherung sichert die Familie oder Geschäftspartner gegen den finanziellen Ausfall ab, falls der Versicherungsnehmer durch eine Krankheit oder einen Unfall plötzlich verstirbt. Experten empfehlen als Versicherungssumme für die Lebensversicherung circa drei bis fünf Jahresbruttogehälter des Versicherungsnehmers. Bei finanziellen Schwierigkeiten sollten bestehende Lebensversicherungen nicht vorschnell gekündigt werden. Bei einer vorzeitigen Kündigung erhält der Versicherte lediglich den sogenannten Rückkaufswert ausgezahlt. Es handelt sich nicht um die Gesamtsumme der eingezahlten Beiträge. Die Versicherungsgesellschaft zieht vor der Auszahlung anteilige Abschlusskosten, Vertriebskosten und in einigen Fällen einen Stornoabschlag ab. Daher sollte bei finanziellen Problemen die Lebensversicherung entweder beitragsfrei gestellt werden oder es sollte auf dem Zweitmarkt für Lebensversicherungen ein Käufer gesucht werden, der bereit ist, einen höheren Betrag für die Versicherung zu zahlen.
Lohnt sich eine Kapitallebensversicherung heute noch als Geldanlage?
Die Frage, ob sich eine Lebensversicherung heute noch als Geldanlage lohnt, kann eindeutig mit „Nein“ beantwortet werden. Der Gesetzgeber hat die Garantieverzinsung für Kapitallebensversicherungen Anfang 2015 erneut auf aktuell 1,25 % p. a. gesenkt. Dies geschah zum Schutz der Versicherungsgesellschaften, die seit der weltweiten Finanzkrise ab dem Jahr 2007 große Schwierigkeiten haben, hohe Zinserträge am Kapitalmarkt zu erzielen. Um den zahlreichen Altkunden die garantierten Zinsen zahlen zu können, müssen die Versicherungsgesellschaften auf ihre Rücklagen zurückgreifen oder sie versuchen, neue Kunden zu gewinnen, indem sie eine Kapitallebensversicherung gegen Einmalzahlung mit einer attraktiven Verzinsung anbieten. Dieses Angebot belastet jedoch langjährige Versicherte, da die Versicherungsgesellschaften die angebotenen Zinsen zum Teil aus ihrem Bestand an Altverträgen finanzieren. Für nach 2005 abgeschlossene Kapitallebensversicherungen kommt außerdem bei Auszahlung der Versicherung eine steuerliche Belastung hinzu, da die Auszahlungen aus der fälligen Versicherung der Einkommenssteuer unterliegen.
Originally posted 2015-03-10 14:43:46.