Keine Angst vor der Baisse
An den Aktienmärkten unterscheidet man zwischen drei verschiedenen Phasen:
- Hausse
- Baisse
- Seitwärtsmarkt
Die Aufwärtsbewegung, auch „Hausse“ oder „Bullenmarkt“ genannt, beschreibt die Phase steigender Kurse über einen längeren Zeitraum hinweg. Das Gegenstück ist die Baisse, der Bärenmarkt, in dem die Kurse nachhaltig fallen. Als Drittes gibt es noch den Seitwärtsmarkt, eine Phase, in der die Kurse weder signifikant steigen noch fallen, sondern sich seitwärts bewegen. Eine Baisse kann einen Einzelwert, eine Branche oder auch den Gesamtmarkt treffen. Die meisten Privatinvestoren wetten auf steigende Kurse, wenn sie in einen bestimmten Wert oder einen Index einsteigen. In der Hausse birgt die Strategie, Wertpapiere zu kaufen und „long“ zu gehen, relativ geringe Risiken, wohingegen im Seitwärtsmarkt und vor allem in einer Baisse hohe Risiken lauern, die Privatanlegern häufig Verluste bescheren. Wenn ein Anleger in Erwartung steigender Kurse während einer Baisse Wertpapiere kauft und sein Wert kurz darauf massive Kursverluste erleidet, wird er auf schmerzvolle Weise mit der Börsenweisheit konfrontiert, nach der man nie in ein fallendes Messer greifen soll. Wenn der Privatinvestor irgendwann die Papiere entnervt weit unter Kaufpreis wieder veräußert, können die Verluste beträchtlich sein. Sie sind aber begrenzt, weil ein Anleger im schlimmsten Fall höchstens seinen Einsatz verlieren kann.
Anlageprofis arbeiten vor allem in Zeiten einer Baisse vermehrt mit Stop-Loss-Orders, um Verluste zu begrenzen. Das bedeutet, sie platzieren Verkaufsorders, die dann ausgeführt werden, wenn der Kurs des Wertpapiers eine zuvor festgelegte Marke erreicht beziehungsweise unterschreitet. In Phasen steigender Kurse birgt diese Strategie allerdings Risiken, denn jede Aktie kann in Aufwärtsphasen auch einmal kurzfristig im Kurs fallen. Liegt das Stopp-Limit zu dicht am aktuellen Kurs, kann es sein, dass Gewinne nicht realisiert werden können, weil die Verkaufsorder vorzeitig ausgelöst wird. In einer Hausse ist es deshalb besser, Rücksetzer unter den Kaufpreis dafür zu nutzen, einen Wert nachzukaufen und so den Einstandskurs zu verbilligen. In der Baisse hingegen ist die Stop-Loss-Order die beste Strategie zur Verlustbegrenzung. Wann eine Talfahrt endet, lässt sich nämlich nie genau vorhersagen. Stop-Orders sind nicht nur im Aktienhandel verbreitet, sondern auch im Handel mit Devisen oder Edelmetallen.
Auch die Baisse bietet Chancen
Ganz gleich, ob bei Aktien oder Rohstoffen – in einer Baisse haben es Anleger nicht leicht. In diesen Phasen profitieren vor allem professionelle Trader, denn nicht nur im Aufwärtstrend lassen sich gute Gewinne realisieren. Eine Handelsstrategie, die auf fallende Kurse setzt, bezeichnet man auch als „A la Baisse“. Wer hier als Anleger profitieren will, sollte einiges an Erfahrung mitbringen. Eine beliebte Strategie, um bei fallenden Kursen zu gewinnen, ist der Leerverkauf. Hierbei deckt sich ein Trader mit einer Short-Position ein. Er verkauft eine festgelegte Anzahl von Wertpapieren zum aktuellen Kurs und verpflichtet sich, dieselbe Anzahl innerhalb der marktüblichen, kurzen Fristen von zwei bis drei Geschäftstagen zurückzukaufen. Deswegen nennt man diese Strategie auch Short-Selling, während der Käufer eines Wertpapiers „long“ geht. Der Trader spekuliert bei der Short-Strategie auf fallende Kurse. Nur wenn der Rückkaufwert unter dem Verkaufspreis liegt, erzielt der Trader einen Gewinn. Eine weitere Möglichkeit, die Phasen der Baisse am Aktienmarkt zu nutzen, bieten Put-Optionen. Hierbei spekuliert der Anleger ebenfalls auf fallende Kurse eines Werts, erhält dafür vom Verkäufer der Put-Option eine Prämie und ist verpflichtet, den Basiswert abzunehmen. Der Käufer kann zum festgelegten Zeitpunkt seine Option ausüben, muss es aber nicht. Eine verbreitete Strategie, um von fallenden Kursen zu profitieren, ist der Baisse Spread, bei dem verschiedene Optionen auf denselben Basiswert kombiniert werden.
Wohlbekannte institutionelle Anleger, die überwiegend auf fallende Kurse und Preise spekulieren, sind Hedgefonds. Sie arbeiten mit einer Vielzahl risikoreicher Finanzinstrumente, wie Derivate und Leerverkäufe, zur Erzielung exorbitant hoher Gewinne. Die Strategien zur Gewinnerwirtschaftung in einer Baisse sind allesamt sehr risikoreich und können im Extremfall zum Verlust des gesamten Vermögens führen. Dem steht die Chance gegenüber, in relativ kurzer Zeit überdurchschnittlich hohe Gewinne zu erzielen.
Konservative Anleger, die bevorzugt in festverzinsliche Papiere und Tagesgelder investieren, haben es in Niedrigzinsphasen schwer. Die Papiere bringen kaum Ertrag und niedrige Zinsen können zum langsamen Abschmelzen des Vermögens führen, wenn über viele Jahre hinweg kein Inflationsausgleich stattfindet.
Originally posted 2014-12-02 14:42:48.