Der Begriff Karenzzeit wird in verschiedensten Bereichen genutzt, wobei er hauptsächlich in Politik und Wirtschaft in Erscheinung tritt. Die Karenzzeit beschreibt einen bestimmten Zeitraum, der entweder eine Pause zwischen zwei Handlungen darstellt, oder der für die Erbringung von vertraglich ausgehandelten Leistungen von Wichtigkeit ist.
Karenzzeit zur Leistungserbringung
Eine Karenzzeit ist Teil vieler vertraglicher Geschäfte. Sie wird in vielen Verträgen rechtlich definiert und bezeichnet einen zeitlichen Abschnitt zwischen zwei Phasen einer (Dienst-)Leistung.
Der Abschluss einer neuen Versicherung stellt ein Beispiel dar, in dem die Karenzzeit Bedeutung findet. Wird eine Versicherungs-Police abgeschlossen, gibt es in der Regel einen gewissen Zeitraum, in dem zwar schon Beiträge gezahlt werden müssen und man offiziell Teil der Versicherung ist, es aber noch keine Erbringung von Leistungen seitens der Versicherer gibt. Mit Hilfe der Karenzzeit schützt sich der Versicherer so davor, dass er kurz nach der Unterschrift des Kunden Leistungen erbringen muss, ohne bereits einige Raten erhalten zu haben. Dies soll die Versicherung davor bewahren, dass Kunden eine Versicherung abschließen, um vorausgegangene Schäden durch sie rückwirkend abzudecken und so eine Leistung zu erzeugen, obwohl der Schaden in der Zeit vor Versicherungsabschluss liegt.
Ebenso finden Karenzzeiten im Bankwesen Anwendung. Auch hier wird in entsprechenden Verträgen ein Zeitraum bis zur Leistungserbringung definiert. Wird beispielsweise ein Kredit aufgenommen, so müsste die Rückzahlung ab dem Tag der Auszahlung beginnen. Die Karenzzeit legt hier aber im Kreditvertrag eine Zeitspanne fest, in der keine Tilgung geleistet werden muss. Hier liegt die Karenzzeit also zwischen Auszahlung und Rückzahlung bzw. Tilgungsrate der Kreditsumme.
Innerhalb der Landwirtschaft bestimmt die Karenzzeit die Wartezeit, der zwischen der Behandlung von Anbauprodukten mit chemischen Mitteln und ihrer Ernte liegen muss. Außerdem wird auch die Zeitspanne zwischen dem Reichen von Arzneimitteln an Vieh und der Schlachtung als Karenzzeit festgelegt.
Karenzzeit in Politik & Wirtschaft
Häufig wird über eine Karenzzeit in der Politik diskutiert. Diese soll zwischen der Arbeit in der Wirtschaft und dem Wechsel in die Politik liegen, und ebenso bei umgekehrtem Wechseln von Politik zu Wirtschaft. Ein ehemaliger Politiker zum Beispiel dürfte somit nicht sofort nach Beendigung seiner politischen Karriere in der Wirtschaft weiterarbeiten.
Die Diskussion kommt vor allem dadurch auf, dass Spitzenpolitiker bereits kurz nach Ende ihrer Amtszeit in hohe Gremien oder in große Unternehmen eingestiegen sind. Haben solche Firmen eine starke Lobbygruppe innerhalb der Politik, kann der angeworbene Politiker zum Erwerb weiterer politischer Macht genutzt werden. Zudem haben einige Firmen bereits in der Vergangenheit gezielt Politiker abgeworben. Um den doppelten Einfluss zu verhindern und somit zu vermeiden, dass während einer Tätigkeit in Wirtschaft oder Politik bereits ein großer Einfluss im anderen Tätigkeitsfeld genommen werden kann, wird über eine bindende Karenzzeit diskutiert. Diese soll dem Wechsel von Politik zu Wirtschaft oder von Wirtschaft zu Politik einen seriöseren Anstrich verleihen und Lobbyismus aufhalten.
Für Mitglieder der Bundesregierung kann bereits eine Karenzzeit angeordnet werden. Wechseln diese 18 Monate nach Beendigung ihrer politischen Karriere in eine Tätigkeit außerhalb des öffentlichen Dienstes, besteht eine Anzeigepflicht für diese. Sehen die Verantwortlichen das öffentliche Interesse beeinträchtigt, kann die Tätigkeit untersagt werden. Dieses Verbot für ehemalige Regierungsmitglieder kann eine Karenzzeit von maximal 18 Monaten haben. Diese stellen eine Wartezeit dar, nach deren Ablauf das ehemalige Mitglied der Regierung die Tätigkeit ausüben darf. Während der Wartezeit besteht Anspruch auf Übergangsgeld. Da die Anordnung der Karenzzeit optional ist, sind die meisten Regierungsmitglieder nicht betroffen.
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