Deutschland, deine FinTech Szene – Zahlen, Fakten und die Zukunft

Der Hype um die Finanztechnologie und die zahlreichen Start-Ups, die die Innovationen an den Kunden bringen wollen, ist ungebrochen. Auch wenn die bisher rasante Wachstumsgeschwindigkeit ein wenig abnimmt und die Gesamtzahl der Gründungen zurück geht, ist die Zukunft dennoch rosig. Die Erfolge seit der inoffiziellen Geburt der Branche im Jahr 2013 sprechen für sich und so soll Deutschland auch in Zukunft als weltweit wichtiger FinTech Standort etabliert werden. Geht man nach dem Transaktionsvolumen, belegt Deutschland im weltweiten Vergleich den fünften Rang – hinter den Vorreitern China und USA, sowie Großbritannien und Japan. Vorbildlich ist Deutschland aber vor allem in der Partnerschaftsbereitschaft: Im Jahr 2017 hatten schon über 70% der Finanzinstitute eine Kooperation mit einem FinTech in ihrem Portfolio.

Knapp 2 Milliarden für etwa 700 Start-Ups

Knapp 700 dieser Start-Ups gibt es zurzeit in der FinTech-Szene. Seitdem die Branche 2013 inoffiziell ausgerufen wurde, wurden 1.946.000.000 Euro, in Worten knapp zwei Milliarden Euro, in FinTechs investiert. Seitdem wächst die Branche kontinuierlich weiter. 171 Start-Ups wurden seit 2016 in der FinTech Szene gegründet, nach einer comdirect Studie allerdings nur 30 davon im Jahr 2017. Trotz diesem drastischen Rückgang der Gründungsaktivität im letzten Jahr beträgt das übergreifende Wachstum seit 2015 immer noch 32%. Auch wenn die Anzahl der Gründungen zurück geht, wächst die Branche stetig weiter, denn mittlerweile ist der Großteil der Start-Ups schon längst aus den Kinderschuhen raus gewachsen.

Versucht man die knapp 700 FinTech Start-Ups zu kategorisieren, gibt es zwei klar dominierende Branchen. 178 Start-Ups beschäftigen sich mit der PropTech, also der Immobilienbranche, 154 neu gegründete Unternehmen mit dem Financing. Auf die anderen Sparten wie InsurTech, also das Versicherungsbusiness, Investment und Payment kommen 73, 61 und 51 Start-Ups. Die verbleibenden 182 Unternehmen lassen sich, Stand September 2017, nicht klar zuordnen.

Die numerische Verteilung auf die einzelnen Sparten lässt allerdings keine Rückschlüsse auf das tatsächlich getätigte Investmentvolumen zu. Das größte Volumen erhielt nämlich neben den Sonstigen (32%), der Financing Sektor mit 28% der in FinTechs investierten Summe. Auf die größte Sparte, PropTech, gehen nur 13% des Volumens, Investment und InsurTech folgen dicht dahinter mit 12% und 10% das Kapitals. Das geringste Investmentvolumen erhielt der Payment Sektor mit lediglich 6% des FinTech-Investitionsvolumen.

Bundes- und FinTech-Hauptstadt Berlin

Deutschland hat eine klare FinTech Hauptstadt und die ist, genau wie die politische Hauptstadt, Berlin. 228 FinTechs beheimatet der Stadtstaat an der Spree, über eine Milliarde Euro wurde in mehr als 200 Finanzierungsrunden in Berliner Finanztechnologie Unternehmen investiert. Alle Zahlen stellen mit Abstand die Topwerte in Deutschland dar. Die weiteren Deutschen FinTech Standorte liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, wer der Berliner Szene die größte Konkurrenz machen kann. Das Banken-Mekka Frankfurt und die bayrische Landeshauptstadt München beherbergen gleich viele ansässige FinTechs, nämliche 84, die Hansestadt Hamburg kommt nur auf 67. Dafür kommen die Hamburger aber nach Berlin mit 363 Millionen Euro auf das größte Investitionsvolumen. München belegt mit 252 Millionen Euro den dritten und Frankfurt mit nur 54 Millionen Euro abgeschlagen den vierten Platz. Dementsprechend kommen die Hessen auch mit 21 auf die geringste Anzahl an Finanzierungsrunden, Hamburg kommt dagegen auf 31, München immerhin auf 61.

Jeder Dritte hat schon FinTech Erfahrung

Trotz aller erzielten Erfolge gibt es aber noch reichlich Potential für die Zukunft. Weniger als 5% der Führungspositionen in FinTech-Start-Ups werden derzeit von Frauen bekleidet, außerdem ging die Gründungsaktivität an sich 2017 um 40% zurück. Parallel dazu gibt es in Deutschland deutlich Luft nach oben in Sachen Investmentvolumen. 2017 wurde in Großbritannien, einem vergleichbaren Land auf der selben Entwicklungsstufe, eine Milliarde Euro mehr in FinTechs investiert als hierzulande.

Die Zahlen zeigen nämlich auch, dass die Branche auf dem richtigen Weg ist. Jeder dritte Deutsche hat bisher schon erste FinTech-Erfahrungen gemacht, mittlerweile haben 70% der Finanzdienstleister mindestens eine Kooperation mit einem FinTech in ihrem Portfolio stehen. Der eingeschlagene Weg trägt erste Früchte und muss weiterverfolgt werden, dafür muss aber eben auch weiter gegründet und weiter investiert werden.

Künstliche Intelligenzen und Robo-Advisor

In Zukunft soll die Branche dann noch technischer, noch futuristischer und noch innovativer werden. Stark im Trend sind vor allem die sogenannten „Robo-Advisor“, die die Aufgaben eines traditionellen Finanzberaters übernehmen und eine automatisierte Anlagestrategie bereitstellen und verwalten. Passend dazu sollen künftig mit Hilfe von künstlicher Intelligenzen die Daten der Kunden besser analysiert und anschließend kundenspezifisch verwendet werden. Wichtig dafür ist auch der dritte große Trend, das maschinelle Lernen. Systeme und Programme sollen mit jeder Benutzung weiter dazu lernen und sich so durch Erfahrung stetig weiterentwickeln. Im Großen und Ganzen steht die Zukunft der FinTech Branche unter einem großen Stern: Produkte sollen kundenspezifischer funktionieren und auf die persönlichen Bedürfnisse angepasst werden.

Für ganz neue Trends könnte derweil die Einbindung von Kryptowährungen sorgen, die für die FinTech-Branche ganze neue Herausforderungen, gleichermaßen aber auch ganz neue Potentiale darstellen. Kurzfristig soll aber vor allem die Cyber Security verbessert werden. Die Sicherheit im Internet wurde immer wieder als großer Kritikpunkt angeführt, daher soll lieber früher als später die Sicherheit der Daten verbessert und optimiert werden.

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