Ethereum Kurs im freien Fall – EOS verantwortlich?

Der Ethereum Kurs (Ether) verzeichnete letzte Woche extreme Rückgänge. Dabei wurden aller Voraussicht nach große Mengen Ethereum unreguliert auf die Kryptobörse Bitfinex transfiert. Ein Handelsvolumen von rund 180.000 Ether im Wert von umgerechnet 72 Mio. US Dollar wechselte dabei innerhalb einer Stunde den Besitzer.

Der Vergleich zu anderen Handelsbörsen wie OKex oder Gdax zeigt die Dimensionen auf. So beläuft sich das stündliche Handelsvolumen auf den beiden Börsen im schnitt auf etwa 20.000 Ether. Damit war das Volumen auf Bitfinex 9-Mal höher. Daraus lässt sich schließlich, dass ein systematischer Verkaufsprozess auf Bitfinex stattgefunden haben muss. Entweder durch einen einzelnen Verkäufer oder durch eine wohl koordinierte Aktion mehrerer Teilnehmer.

Der Ethereum Kurs unterschied sich in diesem Zeitraum deutlich auf den einzelnen Börsen. Während auf Bitfinex die psychologisch wichtige Marke von 500 US Dollar schnell durchbrochen wurde. Hielt sich auf OKex und Gdax die Unterstützung von 520 US Dollar signifikant länger. Erst als der Kurs auf Bitfinex weiter ins Bodenlose rutschte, gaben auch die Börsen von OKex und Gdax nach.

EOS unter Manipulationsverdacht

Wer die Verkaufsorder platziert hatte ist ungewiss. Angesichts der großen Mengen Ether schränkt sich der Kreis möglicher Verkäufer deutlich ein. Allen Anschein nach soll es sich um das Team der Kryptowährung EOS gehandelt haben.

Zur Erinnerung: EOS sammelte im Herbst 2017 zu Boomzeiten der Kryptowährungen mit ihrem ICO (Initial Coin Offering) die Rekordsumme von 4 Mrd. US Dollar ein. Soviel hatte es noch nie für ein ICO gegeben. Das prekäre an der Situation: EOS hatte weder ein fertiges Produkt noch ein eignes System. Lediglich die Vision von einer dezentralen Plattform war vorhanden.

Damit verfolgt sie in etwa das gleiche Konzept wie Ethereum oder NEO. Nur verfügen diese beiden Kryptowährungen über eine eigene Blockchain, auf der das System letztendlich läuft. EOS hingegen wurde als Token von Ethereum konzipiert. Das bedeutet, dass EOS lediglich als Teil von Ethereum fungiert und dessen Infrastruktur nutzt. Ein Umzug auf ein eigen geschaffenes System war Ende Juni mit vielen Fehlern behaftet und lies Investoren wie auch Nutzer am Konzept zweifeln. Als Folge dessen büßte der EOS Kurs mehr als 30% seines Wertes innerhalb weniger Tage ein.

Ethereum Kurs durch Abverkauf beeinflusst

Dieser Kurssturz könnte dann auch die Ursache für den Verkauf von Ether gewesen ein. Denn um das Projekt weiterhin finanzieren zu können, wurden die besagten Mengen an Ether, die zuvor im Zuge des ICO´s gesammelt wurden, liquidiert.

Das belegt auch der Crowdsale-Vertrag von EOS. Die darin enthaltene Adresse weist Ethereumbestände von etwa 900.000 Ether und entsprechende Transaktionsaktivitäten auf. Vor allem mit der Börse Bitfinex besteht ein kooperatives Verhältnis. So strebt die Börse an, eine Miningdienstleistung für EOS anzubieten, wodurch das Mainnet gestärkt werden soll. Gleichzeitig würde Bitfinex Transaktionsgebühren von Nutzern erhalten.

Das sind somit deutliche Anzeichen für einen Abverkauf von Ether durch EOS Mitarbeiter. Unklar bleibt jedoch, ob die Mittel lediglich zur Projektfinanzierung benötigt werden oder ob es sich um ein eindeutiges Manipulationsverfahren handelt, um die Konkurrenz zu schwächen. Aktuell befindet sich der gesamte Kryptomarkt in einer Abwärtsspirale. Auch der Bitcoin geriet in den letzten Wochen deutlich unter Druck. Die möglichen Ursachen des Bitcoin Crashs sind derzeit aber unklar.

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