Zertifikate als Geldanlage für Privatkunden
Zertifikate sind ein relativ junges Anlageprodukt, das es erst seit Ende der 1980er Jahre gibt. Im Jahr 1989 emittierte die Dresdner Bank AG das erste Zertifikat am Kapitalmarkt. Es handelte sich um ein Indexzertifikat auf den Deutschen Aktienindex DAX. Die Dresdner Bank AG fusionierte am 11. Mai 2009 mit der Commerzbank AG und besteht seitdem nicht mehr. Zertifikate als Anlageform haben die Bank jedoch überlebt und werden in immer größerer Anzahl emittiert. Neben dem ursprünglichen Zertifikat auf einen Index gibt es heute auch einige Weiterentwicklungen, dazu gehören Garantiezertifikate, Bonuszertifikate oder Discountzertifikate. Rechtlich gesehen stellen Zertifikate Schuldverschreibungen dar, die von einem Kreditinstitut emittiert werden. Der Käufer des Zertifikates tritt als Gläubiger auf, während die emittierende Bank der Schuldner ist. Anders als bei einem Investmentfonds fließen die Gelder der Anleger aber nicht in ein Sondervermögen, daher unterliegen Zertifikate bei einer Insolvenz der ausgebenden Bank der vollen Haftung, was einen Totalverlust für die Anleger bedeuten kann. Vor dem Kauf eines Zertifikates sollten sich die Anleger daher über die Bonität des emittierenden Institutes informieren.
Banken geben Zertifikate aus, um auch Kleinanlegern Investitionen am Kapitalmarkt zu ermöglichen, die sie aufgrund ihrer geringen finanziellen Mittel sonst nicht tätigen könnten. Daher richten sich Zertifikate hauptsächlich an Privatkunden und nicht an institutionelle Anleger. Die Investoren sollten jedoch über einige Kenntnisse am Finanzmarkt verfügen, da es sich bei einem Zertifikat um ein strukturiertes Finanzprodukt handelt. Es handelt sich also um eine Geldanlage, die einen Basiswert, beispielsweise einen Aktienindex wie den DAX, und eine derivative Komponente beinhaltet. Das bedeutet, dass sich die Entwicklung des Zertifikats und damit die Rendite des Anlegers lediglich am Basiswert orientiert – der Anleger muss aber nicht den Basiswert selbst erwerben, wie es beim klassischen Aktienhandel der Fall ist. Als Basiswerte für Zertifikate dienen:
Investitionen in Zertifikate sind mit Risiken verbunden
Wie bereits weiter oben erwähnt, besteht bei Zertifikaten das Risiko eines Totalverlusts. Das gilt auch für Garantiezertifikate, bei denen der Emittent den Käufern versichert, dass sie am Ende der Laufzeit mindestens ihr eingesetztes Kapital zurückerhalten. Bei einer Insolvenz des emittierenden Kreditinstitutes wird auch ein Garantiezertifikat wertlos. Anders als klassische Schuldverschreibungen werden Zertifikate nicht verzinst, sondern der Investor erhält eine festgelegte Beteiligung am Erfolg des zugrunde liegenden Basiswertes. Die Auswahl der Basiswerte wird von der ausgebenden Bank getroffen. Dabei unterscheiden die Emittenten vor allem Indexzertifikate, Garantiezertifikate, Bonuszertifikate und Discountzertifikate. Als weitere Formen sind außerdem Hebelzertifikate, Bandbreitenzertifikate, Sprint-Zertifikate oder Outperformance-Zertifikate bekannt. Mit etwa 46 % Marktanteil stellen Bonuszertifikate den größten Anteil am Kapitalmarkt, gefolgt von Discountzertifikaten mit circa 34 % Marktanteil.
Bei einem Indexzertifikat bilden Indizes den Basiswert. Für jedes dieser Zertifikate legt der Emittent ein Bezugsverhältnis fest. Steigt zum Beispiel der DAX als Basiswert (auch „Underlying“ genannt) um 300 Punkte und wurde das Bezugsverhältnis 1:100 festgelegt, so steigt der Kurs des dazugehörigen Zertifikates um 0,30 Euro. Bei einem sinkenden DAX-Kurs sinkt auch der Wert des Indexzertifikates entsprechend. Bei Aktienindizes unterscheidet man zudem zwischen Kurs- und Performanceindex. Bei Ersterem fließt nur die reine Kursentwicklung in die Betrachtung ein, während bei Letzterem auch die von den Aktiengesellschaften gezahlten Dividenden einbezogen werden. Ein Bonuszertifikat ist eine Sonderform des Garantiezertifikates. Der Anleger erhält die Garantie, dass er sein eingesetztes Kapital plus einen Bonus erhält, falls der Kurs des Zertifikates während der Laufzeit nicht unter einen bestimmten Wert fällt. Dafür verzichtet der Käufer auf die Zahlung einer Dividende, wie sie bei anderen Zertifikaten üblich ist. Fällt jedoch der Kurs unter die vereinbarte Sicherheitsgrenze, muss der Sparer den Verlust tragen. Das Gegenstück zu den Bonuszertifikaten sind Discountzertifikate. Es handelt sich dabei um Zertifikate, bei denen der Kurs einen bestimmten Wert nicht übersteigen darf. Der Käufer verzichtet also bei einem starken Kursanstieg des Basiswertes auf einen Teil seines Gewinns. Um diesen Nachteil auszugleichen, gewährt die emittierende Bank einen Nachlass auf den Verkaufspreis. Eine Kombination dieser beiden Zertifikate stellen Bandbreitenzertifikate dar, für die sowohl eine Kursobergrenze als auch eine Untergrenze festgelegt wird. Fällt der Kurs unter die Untergrenze, muss der Anleger den finanziellen Verlust tragen. Steigt der Kurs über die Obergrenze, verzichtet er auf einen Teil des Gewinns.
Originally posted 2014-11-14 14:30:51.