China bleibt interessant – Kopplung von Yuan und Dollar wackelt
Grundsätzlich blicken die Experten optimistisch auf die Börsen Asiens, das Potenzial für Wachstum ist nach wie vor vorhanden. Die Bank von Japan wird ihre Geldschleusen weiter öffnen, um Wirtschaft und Inflation zu stimulieren. Indien und vor allem China werden aus dem Zusammenspiel von eingeleiteten Reformen und geldpolitischen Maßnahmen starke Impulse für die eigenen Volkswirtschaften generieren können. Allerdings wird das Reich der Mitte, in Bezug auf den Dollar, den Kurs ändern.
Yuan und Dollar – eine spannende Paarung
Zwar wurde China als größter Gläubiger der USA von der US-amerikanischen Notenbank FED abgelöst, trotzdem hält das Land rund 3,9 Billionen US-Dollar als Devisenreserven. Den größten Teil machen die US-Staatsanleihen aus, die China im letzten Jahrzehnt aufgekauft hat. Die chinesische Währung Yuan ist schon seit langer Zeit an die US-amerikanische Währung gekoppelt – mit mehr oder weniger Spielraum. Ab 2005 wurden die festen Regeln etwas gelockert, der Yuan konnte in Maßen aufwerten. Allerdings machte die Finanzkrise im Jahr 2008 dieser Möglichkeit ein Ende, erst seit 2010 hat der Yuan wieder etwas mehr Bewegungsfreiheit: Er darf sich in einer Spanne zwischen zwei Prozent ober- und unterhalb des festgelegten Kurses bewegen. Trotz aller Probleme mit einem starken US-Dollar soll der Yuan weiterhin mit der US-amerikanischen Währung verschränkt bleiben, um zur Beruhigung der Schwankungen in Hong Kong beizutragen, so jedenfalls John Tsang, Finanzsekretär in Hong Kong.
Dollar-Kopplung des Yuan – Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft
Der chinesischen Regierung stehen noch einige Möglichkeiten offen, um die eigene Währung Yuan zu stärken. Zum Beispiel können die Grenzen der Kopplung des Yuan an den Dollar nochmals erweitert werden, andererseits ist auch eine stärkere Anbindung an den Singapur-Dollar möglich. Das Verhältnis der Währungen wirkt sich immer auf die Exportstärke Chinas und damit die Wachstumsquoten aus. Diese werden zwar für 2015 etwas schwächer erwartet, aber mit rund sieben Prozent Wachstum befindet sich die chinesische Volkswirtschaft noch immer auf einem stabilen Weg. Als negative Folge der Kopplung von Yuan und Dollar lassen sich die rasant gestiegenen Immobilienpreise in China ausmachen, die es insbesondere der Mittelschicht erschweren, Wohneigentum zu erwerben. Schon deswegen ist es nachzuvollziehen, dass das asiatische Land Alternativen zu den US-Staatsanleihen sucht.
Strategische Neuausrichtung könnte den Yuan entkoppeln
Die angedachte Finanzreform wurde in ein Zehn-Punkte-Programm gegossen, das unter anderem vorsieht, die enormen Devisenreserven zunehmend in die eigene Wirtschaft und vor allem in die Entwicklung neuer Märkte in Übersee zu investieren. Im Fokus stehen die geopolitischen Interessen, die mit Hilfe der Devisenreserven gewahrt werden sollen. Damit sollen die finanziellen Erträge Chinas im Ausland nachhaltig gestärkt werden, aber vor allem neue Absatzmärkte erschlossen werden. Diese Orientierung weg von den US-Staatsanleihen hin zu diversifizierenden Investitionen in verschiedenen Märkten macht den Yuan deutlich unabhängiger von den Entwicklungen in den USA. Nicht zuletzt die enorme Staatsverschuldung und der sich aufblähende Anleihemarkt senden von dort Warnsignale. Das chinesische Investitionsprogramm birgt tatsächlich ein interessantes Potenzial, denn mit einer modernen Infrastruktur in ganz Asien festigt das Reich der Mitte seine Position. Der Wohlstand der asiatischen Nachbarstaaten lässt sich nämlich sehr geschickt in ein Abhängigkeitsverhältnis einbetten und trägt so zur Stabilität in China selbst bei. Darüber hinaus will mit der ICBC, der größten chinesischen Bank, eine Handelsplattform für den Yuan in den USA einrichten, um die eigene Währung intensiver handeln zu können. Erste Vereinbarungen wurden bereits mit den zuständigen Behörden in Los Angeles getroffen. Auch diese Maßnahme stärkt die Position des Yuan – und verstärkt damit den Effekt, den die Öffnung der chinesischen Finanzmärkte hat.
Aussichten für chinesische Wirtschaft
Auch wenn die Geschwindigkeit des chinesischen Wachstums vielleicht etwas nachlässt, dürfen doch sehr gute Quoten erwartet werden. Angesichts der niedrigen Rohstoff- und Energiepreise wird die Inflation niedrig ausfallen, allerdings steuert die chinesische Notenbank mit geldpolitischen Maßnahmen wirkungsvoll gegen. Die noch immer vorhandene Skepsis vieler Anleger zeigt sich in der günstigen Bewertung der Aktien – im Gegensatz zum überhitzten US-amerikanischen und teilweise auch zum europäischen Markt. Auch die geplanten Infrastrukturinvestitionen sollten einen starken Impuls geben, der sowohl den Konsum selbst als auch Hersteller von Investitionsgütern, Telekommunikationsunternehmen und Energieversorger sowie Banken betreffen könnte. Die Prognosen fallen also positiv aus, insbesondere die Finanzreform mit dem Investitionsprogramm eröffnet ein enormes Potenzial für chinesische Unternehmenswerte.
Originally posted 2015-05-19 15:00:49.