Wie funktioniert die Börse?
Schon seit Jahrhunderten handeln Anleger an der Börse. Das Wort „“Börse““ bezeichnet sowohl das Gebäude, in dem der Handel stattfindet, als auch einen organisierten Markt, auf dem vertretbare Vermögenswerte nach festen Regeln gehandelt werden. Unter vertretbaren Vermögenswerten versteht das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) Waren und Sachen, die gleichwertig beschaffen sind und nach Maß oder Menge gehandelt werden. Je nach gehandelten Objekten sind folgende Börsenarten bekannt:
- Wertpapierbörsen
- Warenbörsen
- Terminbörsen
- Devisenbörsen
- Dienstleistungsbörsen
So entstand der Begriff „Börse“
Über die Entstehung des Begriffs Börse kursieren zwei verschiedene Versionen. Zum einen wird der Name „“Börse““ auf den Ausdruck bursa zurückgeführt, der aus dem Mittellateinischen stammt. Schon die Griechen bezeichneten eine abgezogene Tierhaut als „býrsa“, woraus im Lateinischen die Vokabel bursa für eine Ledertasche oder einen kleinen Geldsack entstand. Wir verwenden eine Ableitung des Worts noch heute: die Geldbörse. Eine zweite Erklärung für den Begriff Börse führt zurück in das 16. Jahrhundert. Im belgischen Brügge war die bekannte Kaufmannsfamilie van der Beurse ansässig, in deren Haus regelmäßige Treffen europäischer Geschäftsleute stattfanden. Vor allem der Handel mit Wechseln war zu der damaligen Zeit sehr verbreitet. Im Laufe der Jahre wurde der Name der Kaufmannsfamilie ein Synonym für die Treffen selbst, woraus sich im Deutschen das Wort Börse entwickelt hat.
Die geschichtliche Entwicklung der Börsen
Schon Anfang des 12. Jahrhunderts trafen sich in den italienischen Handelsstädten Florenz, Genua und Pisa Händler, Kaufleute und Geldwechsler zum Handel mit den unterschiedlichsten Dingen. Die Treffen fanden regelmäßig an festen Plätzen in der Öffentlichkeit statt. Die Preise bildeten sich ausschließlich aus Angebot und Nachfrage, wie es an der Börse auch heute noch der Fall ist. Später wurden die Treffen in die Häuser bekannter Handelsfamilien verlegt, sodass das Haus der Familie van der Beurse in Brügge als die erste Börse gilt – gegründet im Jahr 1409. Im Jahr 1460 folgte, ebenfalls in Belgien, in der Stadt Antwerpen, die Gründung der ersten Warenbörse für Gewürze, die den heutigen Börsen sehr ähnlich war. Die ersten Börsen in Deutschland entstanden um 1540 in Augsburg und Nürnberg sowie 1585 in Frankfurt am Main. Neben Gewürzen und anderen Waren wurden vor allem Wechsel und verschiedene damalige Zahlungsinstrumente gehandelt. Erst am 20. März 1602 kam die erste Aktie auf den Markt, die von den Amsterdamer Pfeffersäcken herausgegeben wurde. Es handelte sich um Gewürzhändler aus Amsterdam, die schon seit Ende des 16. Jahrhunderts regelmäßig Schiffe nach Indonesien schickten, um dort Pfeffer für den europäischen Markt zu kaufen. Im Jahr 1602 wurde die Vereinigte Ostindische Handels-Kompagnie (V.O.C.) gegründet, die zur Finanzierung neuer Schiffe und zur Kapitalbeschaffung die ersten Aktien herausgab. Somit war die erste Aktiengesellschaft, abgekürzt AG, geschaffen.
Der Handel an der Börse heute
Der sogenannte Präsenzhandel an der Börse ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Die Makler treffen sich nur noch in geringem Ausmaß persönlich an einem der acht Börsenplätze in Deutschland, um für ihre Kunden oder auf eigene Rechnung Handel zu betreiben. Der größte Teil des Börsenhandels wird über das elektronische Handelssystem Xetra oder über andere Computerbörsen abgewickelt. Die Kurse an der Börse bilden sich aus Angebot und Nachfrage. Sie werden von einem neutralen Mitarbeiter ermittelt, der Skontroführer genannt wird. Er setzt für die Aktien den Kurs fest, zu dem der höchste Umsatz möglich ist. Die 30 größten und umsatzstärksten Aktiengesellschaften Deutschlands sind im Deutschen Aktienindex DAX zusammengefasst. Er spiegelt die Entwicklung der Großbetriebe wider und gilt daher als wichtiger Indikator für die deutsche Wirtschaft.
Wenn ein Anleger Aktien an der Börse kaufen möchte, muss er zunächst ein Wertpapierdepot bei einer Bank eröffnen. Jeder Kauf und Verkauf von Aktien ist mit einer Ordergebühr verbunden. Hier sollten die Anleger auf Flatrates oder Pauschalen achten, die von einigen Banken anstelle einer separaten Abrechnung für jede Transaktion angeboten werden. Als Alternative zum Handel mit einzelnen Aktien sind Fonds geeignet, in denen sich die Papiere unterschiedlicher Unternehmen befinden. Hier ist der Fondsmanager für die positive Entwicklung der Kurse verantwortlich. Durch eine Investition in einen Fonds streut der Anleger das Risiko auf mehrere Aktien. Das Verlustrisiko sinkt so gegenüber dem Handel mit einer einzelnen Aktie deutlich, da negative Entwicklungen einzelner Papiere durch positive Entwicklungen bei anderen Werten ausgeglichen werden können.
Originally posted 2015-01-27 15:39:27.