Was sollte beim Erwerb eines Wasserfonds beachtet werden?
Die Versorgung der Weltbevölkerung mit Wasser ist eine der anspruchsvollsten Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte. Nachdem sich die Menschheit seit 1980 bereits verdoppelt hat, wird bis 2050 ein weiterer Bevölkerungs-Anstieg um ein Drittel auf 9,3 Milliarden erwartet. Eine erhebliche Zunahme der Wassernachfrage ist absehbar. Bereits heute verfügen jedoch 800 Millionen Menschen über keinen Zugang zu sauberem Wasser. Einer Studie* der UNESCO zufolge könnten in einem Jahrzehnt zwei Drittel aller Menschen von zumindest temporärem Wassermangel betroffen sein. Dazu tragen die wirtschaftliche Entwicklung in Schwellenländern wie Indien und China sowie geänderte Ernährungs- und Lebensgewohnheiten bei, die einen zusätzlichen Wasserbedarf mit sich gebracht haben. Zugleich gehen durch großflächige Waldabholzungen natürliche Trinkwasserspeicher verloren. Nicht zuletzt wird die Instandsetzung maroder Wasserleitungen in Industrieländern innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte einen Investitionsbedarf von voraussichtlich einer Billion US-Dollar verursachen. Angesichts des steigenden Wasser- und Investitionsbedarfs erscheinen Kapitalanlagen in Unternehmen vielversprechend, die in der Wasserwirtschaft tätig sind. Wasserfonds und Wasserzertifikate eröffnen Kapitalanlegern den Zugang zu breit gestreuten Zukunftsinvestitionen.
Wasserfonds und Wasserzertifikate
Erst seit einigen Jahren ist ein Investment in Wasser-Finanzprodukte möglich. Mit Fonds und Zertifikaten kann in Unternehmen investiert werden, die insbesondere in nachfolgenden Geschäftsfeldern aktiv sind:
- Wasserinfrastruktur
- Wasserversorgung
- Wassertechnik
- Wasseraufbereitung
- Abwasserbeseitigung
Einige Wasserfonds konzentrieren sich auf Spezialbereiche wie beispielsweise auf Unternehmen mit einer technologischen Marktführerschaft bei Wasseraufbereitungsanlagen. Offene Wasserfonds sind Investmentfonds, die Aktien von börsennotierten Wasserunternehmen breitgestreut und damit risikoreduzierend erwerben. Wasserzertifikate investieren in einen Wasser-Index wie den World Water Index (Wowax), in dem Papiere der zwanzig weltweit größten Unternehmen aus den Bereichen Wasserversorgung, Wasserinfrastruktur und Wasserreinigung gleichgewichtet enthalten sind. Andere Wasserindizes, auf deren Grundlage Wasserzertifikate berechnet werden, sind beispielsweise der Merrill-Lynch-Welt-Wasser-Index, der S&P Global Water Index und der Vontobel Wasser Index Total Return. Andere Wasserzertifikate orientieren sich am gewichteten Kursverlauf eines Baskets aus zehn oder zwanzig Wasseraktien. Die Wertentwicklung bei Wasserzertifikaten entspricht exakt der Entwicklung des gewählten Indexes. Kostspielige Tauschaktionen von Wasseraktien entfallen bei Zertifikaten weitgehend. Allerdings können die passiv verwalteten Zertifikate nicht auf Sondersituationen am Aktienmarkt reagieren. Finanzinstitute bieten als Anlageform auch geschlossene Wasserfonds an, die beispielsweise in einzelne Wasserkraftanlagen oder in Turbinen investieren.
Die Auswahl eines Wasserfonds
Achten Sie bei einer Anlage in Wasserfonds und Wasserzertifikate auf eine klar nachvollziehbare Anlagestrategie einschließlich von Positiv- und Ausschlusskriterien für die Wasserunternehmen, deren Aktien für einen Fonds erworben werden können beziehungsweise einem Zertifikat zugrunde liegen. Wichtige Auswahlkriterien für ein Wasser-Finanzprodukt sind außerdem eine niedrige Volatilität und geringe Höchstverluste eines Wasserfonds. Nicht alle Wasserunternehmen verfügen über ein nachhaltiges Geschäftsmodell. So kann beispielsweise die Abfüllung von Wasser in Plastikflaschen angesichts langer Transportwege und entstehender Müllberge nicht als ökologisch bezeichnet werden. Auch ein vorrangig auf Marktdominanz setzendes Geschäftsmodell weckt Zweifel an der Nachhaltigkeit.
Kosten und Risiken
Wer Wasserfonds-Anteile oder Wasserzertifikate erwerben möchte, der sollte einen gründlichen Produkt-Vergleich nicht nur hinsichtlich der bisherigen Performance und maximaler Kursschwankungen innerhalb eines bestimmten Anlagezeitraums vornehmen, sondern auch Anlagestrategien und Kostenprofile analysieren. Der Ausgabeaufschlag kann bei Wasserfonds zwischen 5 und 6,25 Prozent betragen. Hinzu kommt eine Verwaltungsgebühr von jährlich 0,5 bis 2 Prozent. Einige Finanzinstitute gewähren jedoch einen zum Teil erheblichen Nachlass auf den Ausgabeaufschlag. Als Kosten fallen bei Kauf und Verkauf von Wasserzertifikaten oft einmalige Provisionen von 0,5 bis 0,75 Prozent an, während die jährliche Verwaltungsgebühr meistens bei 0,0 bis 1,0 Prozent liegt. Aktienfonds können hohen Kursschwankungen unterliegen. Anlageprodukte wie Wasserfonds, die auf eine einzelne Wirtschaftsbranche fokussiert sind, weisen gegenüber gemischten Aktienfonds ein nochmals deutlich verstärktes Kursrisiko auf. Um solche Branchenrisiken zu mindern, investieren einige Anleger in branchenübergreifende Nachhaltigkeitsfonds. Investitionen in Wasserunternehmen, die an Börsen außerhalb der Eurozone notiert werden, bringen bei Wasserfonds und Zertifikaten ein Währungsrisiko mit sich. Sogenannte Quanto-Zertifikate schützen vor wechselkursbedingten Verlusten, profitieren aber andererseits nicht von Währungskursgewinnen. Zu beachten ist, dass Erwerber von Zertifikaten das Emittentenrisiko tragen: Bei Zahlungsunfähigkeit des Zertifikate-Herausgebers droht ein Totalverlust. Die hohen Wertsteigerungen, die Wasserfonds und Wasserzertifikate in den letzten Jahren aufwiesen, stellen zudem keine Wertentwicklungs-Garantie für die Zukunft dar.
Für wen kommen Wasserfonds in Betracht?
Offene Wasserfonds und Wasserzertifikate erfordern einen Anlagehorizont von mindestens fünf Jahren, damit die Chance besteht, dass eventuelle zwischenzeitliche Kursrückgänge im Zeitverlauf wieder ausgeglichen werden. Wasser-Finanzprodukte eignen sich wegen ihrer hohen Volatilität nur als begrenzte Portfolio-Beimischung bei einem ausreichend großen Gesamtvermögen.
* http://www.solarify.eu/2015/03/22/411-weltwassertag-2015-2025-zwei-drittel-mit-wasserknappheit/
Originally posted 2015-12-30 12:00:29.