Volatilität gibt Hinweise auf das Risiko einer Geldanlage
Der Begriff Volatilität (engl.: volatility) leitet sich von den lateinischen Vokabeln volatus für das Fliegen und „volatilis“ für „fliegend“ oder flüchtig ab. Nicht nur Finanzexperten sprechen von Volatilität, sondern auch Softwareentwickler, Statistiker, Natur- und Politikwissenschaftler. In der Wirtschaftswissenschaft bezeichnet der Begriff die Schwankungsbreite von Wertpapierkursen, Zinssätzen, Preisen oder Devisenkursen innerhalb eines festen Zeitraums. Wenn Börsenexperten von einem volatilen Markt sprechen, meinen sie damit, dass sich die Aktienkurse innerhalb kurzer Zeit stark ändern. Dabei kann die Änderung sowohl ein Ansteigen der Kurse als auch einen Kursverfall bedeuten. Eine Investition in einen volatilen Markt birgt ein höheres Verlustrisiko als eine Geldanlage bei einer ruhigen Finanzlage.
Die Bedeutung der Volatilität in den unterschiedlichen Fachbereichen
Verschiedene Fachbereiche nutzen den Begriff der Volatilität. In allen Bereichen bedeutet der Ausdruck etwas Flüchtiges oder sich Veränderndes:
- In der Wirtschaft: Bezeichnet die Schwankung von finanziellen Messwerten, wie Preise für Wertpapiere oder Kurse von Fremdwährungen.
- Beim Software-Engineering: Bezeichnet, wie oft Änderungen an den Dateien vorgenommen werden müssen.
- In der Statistik: Bezeichnet die Schwankungen von Zeitreihen, wie eine Auflistung von Börsenkursen oder Ergebnisse regelmäßiger Umfragen.
- In der Naturwissenschaft: Bezeichnet die Flüchtigkeit oder Verdunstung von Lösungsmitteln und chemischen Stoffen.
- In der Politik: Bezeichnet die Unbeständigkeit von Wählern, die sich bei Wahlen für eine andere Partei entscheiden.
Historische Volatilität
Aus den historischen Kursschwankungen eines Wertpapiers versuchen Anleger und Finanzexperten abzuleiten, mit welchem finanziellen Risiko die untersuchte Geldanlage verbunden ist. Zur Berechnung wird der Kurs einer Aktie ein Jahr lang täglich notiert. Diese Zeitreihe bildet die Basis für die Berechnung der historischen Kursschwankungen. Nach Ablauf des Jahres erfolgt die Darstellung des Kurses anhand einer Kurve in einem Diagramm. Je öfter der Aktienkurs oszilliert, sich also zwischen den Linien für den höchsten Kurs und den niedrigsten Kurs bewegt, umso volatiler ist die Aktie. Dabei sprechen viele Bewegungen für ein größeres Risiko, das die Anleger mit dem Kauf der Aktie eingehen.
Eine andere Berechnungsmethode der historischen Volatilität besteht in der Ermittlung von Abweichungen des Wertpapierkurses von einem Durchschnittswert, also der Standardabweichung. In diesem Fall wird der Durchschnittskurs einer Aktie im zurückliegenden Jahr ermittelt. Anschließend erfolgt die Berechnung der Abweichungen von diesem Durchschnittswert. Je häufiger der Aktienkurs von dem durchschnittlichen Kurs abgewichen ist, umso volatiler ist das Wertpapier. Das Ergebnis der Berechnung wird als Prozentzahl angegeben. Bei sehr sicheren Geldanlagen, wie zum Beispiel Bundesschatzbriefen oder Geldmarktpapieren, liegt das Ergebnis häufig bei unter einem Prozent. Die Berechnung der historischen Volatilität erfolgt über eine mathematische Formel. Aus den vergangenen Kursschwankungen können Anleger sehen, mit welchem Risiko die untersuchte Geldanlage in der Vergangenheit verbunden war. Allerdings gibt das Ergebnis keine Auskunft darüber, wie sich die Kurse des Finanzproduktes in der Zukunft verhalten werden. Analysten nutzen daher zusätzlich die implizite Volatilität, die Auskunft über erwartete Kursschwankungen in der Zukunft gibt. Beide Berechnungsarten spielen eine große Rolle im Handel mit Wertpapieroptionen. Der Preis einer Option richtet sich unter anderem nach der historischen und der impliziten Volatilität des Basiswertes der Option.
Implizite Volatilität
Auch zur Berechnung der impliziten Volatilität wird eine mathematische Formel eingesetzt. Das Ergebnis wird für den Handel mit Optionen und anderen Finanzprodukten genutzt, deren Preis oder Kurs von einem Basiswert abhängig ist. Diese Finanzinstrumente werden auch als Derivate bezeichnet. Um die implizite Volatilität zu ermitteln, nutzen Mathematiker und Finanzexperten den aktuellen Preis einer Option oder eines anderes Derivates, die Laufzeit der Geldanlage, den Kurs des Basiswertes, die Zinsen und den Ausübungspreis der Option. Aus diesen Angaben wird die implizite Volatilität abgeleitet, die angibt, in welchem Ausmaß sich die Kurse an den Finanzmärkten verändern werden. Allerdings gibt das Ergebnis keinen Hinweis darauf, ob die Wertpapierkurse in Zukunft steigen oder fallen. Die Deutsche Börse in Frankfurt am Main berechnet und veröffentlicht den DAX-Volatilitätsindex. Dabei handelt es sich um die implizite Volatilität einer fiktiven Option auf den wichtigsten deutschen Aktienindex DAX, der die Entwicklung der 30 größten Firmen Deutschlands widerspiegelt. Der veröffentlichte Wert ist eine Prozentzahl, deren Höhe Auskunft darüber gibt, ob starke Kursschwankungen der bekanntesten deutschen Aktien zu erwarten sind. Aus diesem Grund wird der DAX-Volatilitätsindex auch als Angstbarometer bezeichnet. Eine hohe Prozentzahl lässt auf einen unruhigen Finanzmarkt und starke Kursschwankungen schließen.
Originally posted 2014-11-20 13:32:59.