Staatsanleihen – was taugt der Klassiker unter den Geldanlagen?
Wer Geld braucht und keines hat, leiht sich welches – auch der Staat braucht Geld und macht bekanntlich Schulden. Anleihen, die von der öffentlichen Hand ausgegeben werden, bezeichnet man als Staatsanleihen. Sie gelten als äußerst sicher und waren über Jahrzehnte hinweg ein Garant für eine gute Rendite. Zudem sind Staatsanleihen in beinahe jeder gewünschten Laufzeit zu finden. Von sehr kurzen Tagesanleihen bis hin zu langfristigen Bundesanleihen mit maximal 30 Jahren Laufzeit gab es einst so gut wie alles. Einige Varianten werden allerdings aus Kostengründen nicht mehr aufgelegt. Ein Problem sind inzwischen die niedrigen Zinsen – gerade bei einer Niedrigzinspolitik, wie sie die Notenbanken seit der Finanzkrise verfolgen, reicht die Rendite bisweilen nicht einmal mehr zum Inflationsausgleich – und in diesem Fall verliert man unter dem Strich sogar Kaufkraft. Dennoch bleiben Staatsanleihen unter Umständen interessant, denn natürlich ist man nicht an heimische Anleihen gebunden. Auch fremde Staaten geben entsprechende Wertpapiere aus und locken teilweise mit deutlich höheren Zinsen. Hier ist aber auf die Risiken zu achten, die sich auch bei Staatsanleihen ergeben können.
Ausländische Staatsanleihen: Das sollten Sie beachten
Der Kauf von Aktien gilt für Privatanleger immer noch als eine Sache, von der man etwas verstehen sollte – besonders dann, wenn es um große Investitionen in einzelne Papiere geht. Deswegen empfehlen Experten immer wieder die Streuung des Risikos über den Kauf verschiedener Aktien oder den Erwerb von Fondsanteilen. Zwar besteht bei jeder Geldanlage ein gewisses Risiko, doch je breiter man streut, umso weniger anfällig ist das Portfolio für Krisen. Das gilt im Prinzip auch für Staatsanleihen, besonders dann, wenn es sich um Anleihen von Staaten handelt, deren Bonität nicht so gut ist wie die Deutschlands und anderer führender Industrienationen. Die Bonität von Staaten wird durch große Ratingagenturen festgelegt. Sie bewerten das Ausfallrisiko nach unterschiedlichen Gesichtspunkten. Grundsätzlich gilt: Je höher das Ausfallrisiko, desto höher auch die Rendite, denn die Staaten, die anders kein Geld mehr bekommen, sind zur Zahlung sehr hoher Zinsen bereit. Die Frage ist jedoch, ob dieses Versprechen im Falle eines Staatsbankrotts noch eingelöst werden kann. Ein solches Szenario war früher wenig wahrscheinlich, doch angesichts drohender oder tatsächlicher Staatspleiten ist dieses Risiko nicht zu vernachlässigen. Aber auch bei guter Bonität eines Staates muss man auf sein Geld achten, denn bei Fremdwährungen kommt noch ein weiteres Problem hinzu: Unabhängig von Bonität und Verzinsung können Schwankungen der Währungen zu realen Verlusten führen.
Langfristige Staatsanleihen können die bessere Wahl sein
Eines ist klar: Garantien gibt es bei Geldanlagen selten, doch Staatsanleihen in Form von Bundesanleihen oder Bundesschatzbriefen sind bislang immer eine sichere Anlage gewesen. Das galt natürlich auch für die bis 2012 verfügbaren Tagesanleihen, die mit einem herkömmlichen Tagesgeldkonto bei der Bank vergleichbar waren. Hier hatte man den Vorteil, dass das Risiko extrem niedrig war und die Einlage jederzeit verfügbar blieb. Der Nachteil: Gerade in Zeiten sehr niedriger Zinsen brachten Tagesanleihen so gut wie keine Rendite oder (je nach Inflationsrate) sogar Verluste. Mit langfristigen Staatsanleihen ist man gegen solche Einflüsse besser gefeit. Früher waren für solche Anlagen Bundesschatzbriefe die erste Wahl, da sie festverzinsliche Konditionen boten. Allerdings werden sie, wie Tagesanleihen, seit 2013 aus Kostengründen nicht mehr aufgelegt. Bestehende Anlagen behalten aber natürlich ihre Gültigkeit. Weiterhin beliebt unter den Staatsanleihen in Deutschland sind die Bundesanleihen. Sie sind verzinsliche Wertpapiere mit einer Laufzeit zwischen 10 und 30 Jahren. Da die Zinsen solcher Staatsanleihen theoretisch ebenfalls sehr gering ausfallen können, wurden inzwischen auch solche Bundesanleihen aufgelegt, deren Zins und Nominalwert an die deutsche Inflationsrate gekoppelt sind. Auch Bundesanleihen in Fremdwährung (z. B. US-Dollar) sind möglich.
In Deutschland gibt es Staatsanleihen in Form von:
- Tagesanleihen (werden inzwischen nicht mehr ausgegeben)
- Bundesanleihen mit 10, 12, 15 oder 30 Jahren Laufzeit
- Bundesobligationen (5 Jahre Laufzeit)
- Bundesschatzbriefe und Finanzierungsschätze (beide nicht mehr verfügbar)
Für eine sichere Geldanlage sind Staatsanleihen in Ländern mit guter Bonität noch immer eine gute Wahl. Die Rendite hängt stark von der jeweiligen Zinssituation ab. Niedrige Zinsen wirken sich auf langfristige Anleihen in der Regel aber weniger stark aus und führen nicht zu Realverlusten beim Anleger. Staatsanleihen anderer Länder sind aufgrund der Bonitäts- und Fremdwährungsrisiken mit Vorsicht zu genießen.
Originally posted 2014-11-01 18:01:07.