Schiffsfonds – trotz Risiko auf dem richtigen Kurs treiben
Schiffsfonds und andere geschlossene Fonds dienten ursprünglich vor allem als Steuersparmodelle für die Investoren. Vermögende und gut verdienende Berufsgruppen, wie Ärzte, Anwälte oder Unternehmer, investierten bisher circa 30 Milliarden Euro in Schiffsfonds. Auch zahlreiche Kleinanleger ließen sich davon überzeugen, ihre Ersparnisse in einen geschlossenen Fonds dieser Art zu geben. Bis Ende der 1990er Jahre waren Schiffsfonds eine gefragte Anlageform für langfristige Geldanlagen, die unter anderem das Leben im Alter absichern sollten. Dabei haben die Sparer aber nicht beachtet, dass eine Investition in einen Schiffsfonds immer ein unternehmerisches Risiko beinhaltet und es nur dann Gewinnausschüttungen gibt, wenn das finanzierte Schiff erfolgreich verchartert wird. Die globale Wirtschaftskrise sowie gesetzliche Änderungen verminderten die Rendite der meisten Schiffsfonds in den letzten Jahren erheblich. Viele Fonds sind mittlerweile insolvent, sodass das Geld der Investoren komplett verloren ist. Aus diesem Grund eignen sich Schiffsfonds nur für sehr erfahrene Anleger, die sich des Risikos bewusst sind und auch einen finanziellen Verlust verkraften können.
Die besonderen Eigenschaften dieser Geldanlage
Ein Schiffsfonds ist ein geschlossener Fonds. Bei dieser Form der Geldanlage sammelt die Fondsgesellschaft das Geld der Investoren ein, um ein bestimmtes Projekt zu realisieren. Dabei kann es sich um den Bau von Schiffen, die Errichtung großer Immobilien, wie Einkaufszentren oder Krankenhäuser, oder auch das Drehen eines Films handeln. Bei Auflage des Fonds wird ein Platzierungszeitraum festgelegt, in dem die Investoren Anteile erwerben können. Sobald das benötigte Kapital eingesammelt ist, wird der Fonds geschlossen. Die Schließung bedeutet nicht nur, dass keine weiteren Anleger Geld in den Fonds investieren können. Es bedeutet gleichzeitig, dass die Fondsanteile nicht frei handelbar sind und sich daher vor Ablauf der festgelegten Laufzeit nur schwer wieder verkaufen lassen. Falls der Anleger einen Käufer findet, richtet sich der Preis nach Angebot und Nachfrage und nicht danach, wie viel die Fondsanteile ursprünglich einmal gekostet haben.
Die Rendite hängt von der Auslastung des Schiffes ab
Wenn Sparer sich bei ihrer Bank nach einer langfristigen Geldanlage erkundigten, wurde früher häufig ein Schiffsfonds empfohlen. Die Investoren finanzierten vor allem den Bau folgender Schiffstypen:
- Containerschiffe
- Kreuzfahrtschiffe
- Tanker
- Frachtschiffe
Die Laufzeit der Fonds beträgt in der Regel zwischen zehn und fünfundzwanzig Jahren. Während dieser Laufzeit muss das Schiff regelmäßig mit Aufträgen ausgelastet sein, um keinen Verlust einzufahren. In den Boomjahren der geschlossenen Fonds lockte vor allem die Möglichkeit der Steuerersparnis, die Rendite interessierte die Investoren eher weniger. Das lag daran, dass bis Ende 2005 die Verluste, die ein Schiff einfuhr, als Gewerbeverlust in der persönlichen Einkommenssteuererklärung des Sparers geltend gemacht werden konnten. Durch die Einführung des Paragrafen 15 b des Einkommensteuergesetzes (EStG) im Dezember 2005 wurde die Möglichkeit der Steuerersparnis jedoch eingeschränkt. Nur die sogenannte Tonnagesteuer bietet noch steuerliche Vorteile, da die Steuerlast nach der Größe des Schiffes berechnet wird und nicht danach, welchen Gewinn die Schiffcharter tatsächlich erbracht hat.
Diese Risiken und Gefahren gehen Investoren ein
Anders als Käufer von Aktien werden Anleger, die in einen geschlossenen Fonds investieren, zu Mitunternehmern. Rechtlich handelt es sich bei ihnen dann um Kommanditisten in einer Kommanditgesellschaft. Das bedeutet, dass die Anteilseigner das unternehmerische Risiko und damit auch finanzielle Verluste mittragen. Wenn ein Schiffcharter nicht ausgelastet ist oder Reparaturen und Liegezeiten im Hafen Geld kosten, löst die Fondsgesellschaft zunächst die Rücklagen auf. Reicht das Finanzpolster nicht, werden die Gewinnausschüttungen an die Investoren ausgesetzt. Im schlimmsten Fall geht der Schiffsfonds pleite und die Sparer verlieren ihr gesamtes Geld. Vor allem seit der globalen Finanzkrise ab dem Jahr 2007 hat sich die Marktlage für die internationale Frachtschifffahrt dramatisch verschlechtert. Das bekamen auch zahlreiche Schiffsfonds zu spüren, die in finanzielle Schwierigkeiten gerieten und ein Insolvenzverfahren einleiten mussten.
Viele Schiffsfonds sind insolvent
Im Jahr 2014 waren fast 450 Schiffsfonds pleite, wodurch deutsche Sparer etwa zehn Milliarden Euro verloren hatten. Da die Frachtraten für die internationale Schifffahrt weiter zurückgehen und es zu viele Schiffe auf den Weltmeeren gibt, müssen noch weitere Anleger um ihre Ersparnisse bangen. Dazu kommt in vielen Fällen eine Steuernachforderung, falls ein Schiffsfonds liquidiert wird. Zurzeit werden keine neuen Schiffsfonds aufgelegt, weil die Sparer ihr Vertrauen in diese Form der Geldanlage verloren haben.
Originally posted 2015-06-09 14:00:24.