Für wen sind Oldtimer als Geldanlage geeignet?
Angesichts niedriger Zinsen an den Kapitalmärkten und risikoreicher Aktienbörsen suchen Investoren alternative Anlagemöglichkeiten. Oldtimer-Fahrzeuge haben sich in den letzten Jahre als eigenständige Assetklasse etabliert: Der Verband der Automobilindustrie (VDA) berechnet seit 1999 aus 88 unterschiedlichen Automobiltypen den Deutschen Oldtimer Index (DOX), der die durchschnittliche Wertentwicklung von Oldtimern abbildet. Zwischen 2004 und 2013 stieg der DOX alljährlich und erzielte einen beeindruckenden Gesamtzuwachs von 83,7 Prozent. Der Erwerb eines Oldtimers muss allerdings sorgsam durchdacht werden. Nicht für jeden Investor eignet sich ein Oldtimer als Geldanlage.
Während der Schulden- und Eurokrise ab 2008/2009 haben sich Oldtimer oft als sehr wertbeständig erwiesen. Auf das Marktsegment der Oldtimer spezialisierte Asset-Manager führen dies nicht zuletzt auf den weltweiten Anlagenotstand zurück: Geldkapital in gewaltigen Größenordnungen sucht nach attraktiven Renditen, die sich mit Rentenpapieren derzeit nicht erwirtschaften lassen. Die Immobilienpreise sind insbesondere in den Ballungszentren bereits deutlich gestiegen. Aktienmärkte weisen ein hohes Schwankungsrisiko auf. Oldtimer als Geldanlage haben sich vor diesem Hintergrund zu einer beliebten alternativen Sachwertanlage entwickelt. Nicht nur heimische Investoren interessieren sich für Oldtimer als Geldanlage, auch Sammler aus China und Russland sind als Käufer aktiv. Die große Nachfrage trifft auf ein deutlich kleineres Angebot: Wer einmal einen hochwertigen Oldtimer erworben hat, der verkauft ihn (auch mangels Anlagealternativen) kaum noch. Zwangsläufige Folge sind deutlich gestiegene Oldtimer-Preise. Aufgrund des bereits erhöhten Preisniveaus sollte ein Oldtimer als Geldanlage nur nach sorgfältiger Qualitätsprüfung erworben werden.
Wer einen Oldtimer als Geldanlage kaufen möchte, der darf seine Entscheidung jedoch nicht nur auf eine angenommene zukünftige Wertsteigerung stützen. Zu berücksichtigen sind auch die laufenden Kosten für Treibstoff, Wartung, Versicherung und Garagenplatz. Diese Unterhaltskosten wurden zwar in der Vergangenheit oftmals durch den Wertzuwachs kompensiert. Vielen Oldtimer-Besitzern verbleibt nach Abzug der Unterhaltskosten jedoch auch kein Netto-Vermögenszuwachs – selbst bei ansehnlichen Steigerungen der Oldtimer-Marktpreise. Zu bedenken ist schließlich, dass eine sichere Prognose der künftigen Wertentwicklung von Oldtimern (zumal für einen ganz bestimmten Fahrzeugtyp) unmöglich ist. Ein Oldtimer als Geldanlage kann zudem nur dann empfohlen werden, wenn der Investor das eingesetzte Kapital längerfristig nicht für andere Zwecke benötigt. Im Rahmen einer sorgfältigen Vermögensdiversifizierung sollten Oldtimer außerdem nur einen prozentual begrenzten Anteil am Gesamtvermögen erreichen.
Oldtimer als Geldanlage: ein zweigeteilter Markt
Der Markt für Oldtimer als Geldanlage ist nach dem Wert der Fahrzeuge zweigeteilt: Rennwagen und seltene Einzelstücke erzielen bei Auktionen zuweilen Preise in zweistelliger Millionenhöhe. Im Durchschnitt geben Kapitalanleger allerdings weniger als 20.000 Euro für einen Oldtimer aus. Der VDA weist darauf hin, dass die zu erzielenden Marktpreissteigerungen bei Oldtimern im Wert von unter 20.000 Euro meistens kaum ausreichen, um die laufenden Unterhalts- und Pflegekosten auszugleichen. Um einen langfristigen Wertzuwachs zu erzielen, sind deutlich höhere Investitionen erforderlich: Regelmäßig lohnt sich der Kauf eines Oldtimers erst ab einem Fahrzeugwert von mindestens 50.000 Euro. Der Marktpreis von Oldtimern muss nach Berechnung von Finanzspezialisten selbst bei einem Fahrzeugwert von 70.000 Euro jährlich um mindestens 4 Prozent steigen, damit die Betriebskosten ausgeglichen werden. Erst bei darüber hinausgehenden Wertsteigerungen erzielt der Fahrzeug-Eigentümer einen Netto-Vermögenszuwachs. Zu berücksichtigen ist auch, dass bereits einzelne Großreparaturen die Rendite aufzehren können. Liebhaber von Oldtimern argumentieren, dass allein der Ausgleich der laufenden Kosten durch eine Steigerung des Marktpreises des Oldtimers bereits eine Form der Rendite darstelle – zumindest für diejenigen Fahrzeuginhaber, die ihren Oldtimer für Ausflugsfahrten nutzen. Diese Bewertung entspricht der Erfahrung, dass die Mehrheit der Oldtimer-Besitzer ihr historisches Automobil nicht nur als reine Kapitalanlage betrachtet, sondern auch eine Kraftfahrzeugnutzung beabsichtigt. Strebt der Anleger beispielsweise an, seine Altersversorgung auf ein Oldtimer-Vermögen zu stützen, so sollte das Anlagerisiko durch Erwerb von mindestens vier hochwertigen Oldtimern gestreut werden. Diese Fahrzeugflotte sollte sich aus unterschiedlichen Fahrzeugtypen wie beispielsweise einer Limousine, einem Coupé, einem Cabriolet und einem Kleinwagen zusammensetzen.
Originally posted 2014-10-31 11:21:14.