Machen Briefmarken als Wertanlage Sinn?
2011 wurde ein Exemplar der wohl berühmtesten 2-Pence-Marke der Welt um 900.000 Pfund versteigert. Die Blaue Mauritius, mit nur zwölf bekannten Exemplaren eine philatelistische Rarität, ist damit eine finanziell äußerst interessante Geldanlage. Selbiges gilt aber leider nur für einen kleinen Teil der Masse an Briefmarken, die derzeit am Markt verfügbar ist. Um mit Briefmarken als Wertanlage wirklich erfolgreich zu werden, bedarf es guten Fachwissens, eines guten Gespürs, viel Geduld und auch etwas Glück, auch weil die Briefmarken-Wertentwicklung stark schwankt. Der „normale“ Anleger hingegen wird mit Briefmarken als Wertanlage nicht glücklich werden und sollte sich stattdessen auf klassische Anlageformen verlassen.
Wertentwicklung der Postwertzeichen
Anders als Aktien steigen Briefmarken nur langsam im Wert. Sammler, die Briefmarken als Wertanlage sehen, sollten sich deshalb auf besondere Einzelstücke oder auf gefragte Spezialgebiete konzentrieren. Gängige Exemplare sind in den letzten Jahren im Wert nämlich eher gefallen, nur wirklich seltene Briefmarken haben an Wert zugelegt. Preisentwicklungen sind etwa im SG-100 Rare Stamp Index zu finden. Der britische Briefmarken- und Münzhändler Stanley Gibbons gibt in seinem anerkannten Katalog alljährlich Auskunft über besondere Raritäten. Der erstmals 1865 herausgegebene und damit älteste Briefmarkenkatalog der Welt zeigt die Wertsteigerungen von einzelnen Marken von ihrer Auflegung bis heute. Besonders interessant für Sammler, die mit ihrem Hobby Geld machen möchten, ist wohl die Tatsache, dass die gelisteten Briefmarken in den Jahren 2000 bis 2012 eine durchschnittliche Rendite von 103 % erzielten. Dieser Trend, der nach wie vor anhält, zeigt, dass Briefmarken als Wertanlage sehr wohl ihre Daseinsberechtigung haben.
In welche Briefmarke investieren?
Briefmarken können nur dann zu finanziellem Erfolg führen, wenn die Qualität stimmt. Wer also Briefmarken als Wertanlage anschafft, sollte darauf achten, dass die Zähnung vollständig und ein vorhandener Stempel eindeutig identifizierbar und sauber geschlagen ist. Sammler, die Briefmarken als Wertanlage sehen, könnten etwa folgende Exemplare in ihre Sammlung aufnehmen:
- Sammlungen altdeutscher Staaten vor 1871 oder Marken des Deutschen Reichs bis 1945 – vor allem geeignet für Kleinanleger, die bis zu 5000 Euro anlegen möchten.
- Einzelstücke aus dem deutschsprachigen Raum, etwa Briefe mit seltenen Frankaturen – für Anleger, die bis zu 20.000 Euro investieren möchten.
- Spezialsammlungen oder vollständige Kollektionen – für Investoren, die mehr als 20.000 Euro zur Verfügung haben.
Als besonders wertsteigerndes Exemplar bekannt und damit eine ausgezeichnete Wahl unter den Briefmarken als Wertanlage ist die Audrey-Hepburn-Wohlfahrtsmarke. Die Marke mit dem Konterfei der rauchenden Schauspielerin zählt zu den wertvollsten modernen Postwertzeichen der Welt. Von der Deutschen Post AG 2001 für weniger als 1 Euro ausgegeben, erzielte die Marke wenige Jahre später bereits einen Preis von 58.000 Euro. Ebenfalls aus Deutschland stammt „Der Schwarzer Einser“. Die erste Briefmarke des Landes ist an sich schon ein beliebtes Sammlerstück, ein bayrischer Block davon erzielte 2009 allerdings einen besonders hohen Wert. Bei dem 12er-Block stand eine einzelne Marke auf dem Kopf. Der Verkäufer, der die Briefmarken als Wertanlage sah, durfte sich über 320.000 Euro freuen. Eher ungeeignete Briefmarken als Wertanlage sind die derzeit niedrig im Kurs stehenden Nachkriegsausgaben aus der Bundesrepublik und der DDR. Aufgrund des großen Angebots gibt es kaum Aussichten auf eine Wertsteigerung.
Der Handel mit den Postwertzeichen
Anders als Gold haben Briefmarken keinen geregelten Marktpreis. Vielmehr ist der Preis von aktuellen Trends und der Anzahl an Interessenten abhängig. Nicht-Philatelisten, die Briefmarken als Wertanlage sehen, tun gut daran, einen Experten hinzuzuziehen. Immer wieder ist von Fälschungen zu lesen, die von Sammlern leicht als solche identifiziert werden können. Wurden früher Briefmarken Marke gegen Marke getauscht, so ist heute der An- und Verkauf von Briefmarken gang und gäbe. Einer der Hauptgründe ist wohl, dass der Nachwuchs fehlt. Junge Menschen interessieren sich kaum mehr für Briefmarken, die älteren Sammler oder ihre Nachkommen lösen ihre Sammlungen auf. Damit ergibt sich ein Überangebot, das die Preise verfallen lässt und Briefmarken als Wertanlage uninteressant macht. Sammlerstücke, die vor ein paar Jahrzehnten kaum zu bekommen waren, werden jetzt sogar im Internet auf Auktionsportalen zu günstigen Preisen angeboten. Wer Briefmarken als Wertanlage sieht, sollte aber lieber renommierte Händler aufsuchen. Die verkaufen die Postwertzeichen nicht nur, sondern stehen auch beratend zur Seite. Besondere Umsicht gilt der Lagerung, schließlich sollen die Briefmarken als Wertanlage dienen. Am besten werden die Postwertzeichen in einem Album aufbewahrt, fern von Staub und Licht, jedoch nicht komplett luftdicht.
Originally posted 2015-04-28 14:00:44.