Korrelation: der Zusammenhang zwischen den Wertentwicklungen verschiedener Kapitalanlagen
Bei der Zusammenstellung eines Anlageportfolios kommt Korrelationen eine herausragende Bedeutung zu: Das Gesamtrisiko eines Vermögens ist umso geringer, je weniger die gewählten Einzelanlagen und Anlageklassen miteinander korrelieren, also je geringer die Wechselbeziehung zwischen den beiden Produkten ist. Die Diversifizierung eines Vermögens unter Berücksichtigung von Korrelationen verbessert bei korrekter Berechnung erfahrungsgemäß den langfristigen Anlageerfolg. Den wissenschaftlichen Nachweis der positiven Auswirkungen einer Diversifikation eines Vermögens auf Risiko und Rendite führte der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Harry M. Markowitz. Seine „Portfoliotheorie“, für die er im Jahr 1990 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt, gibt Auskunft darüber, welche Wertpapiere in welchem Umfang risiko- und renditeoptimierend in ein Vermögen aufgenommen werden sollten.
Welche Bedeutung hat die Korrelation?
Die „Korrelation“ oder auch „Kovarianz“ ist eine mathematisch-statistische Größe, die den Zusammenhang zwischen den Stärken zweier Variablen (zum Beispiel Ereignisse, Zustände oder Merkmale) beschreibt. In der Kapitalanlagetheorie bezeichnet Korrelation das Maß der Parallelität von Preisentwicklungen, die unterschiedliche Kapitalanlagen in der Vergangenheit aufgewiesen haben. Eine Korrelation lässt sich beispielsweise durch Vergleich der Kursentwicklungen von Aktien mit anderen Einzelwerten oder mit einem Index ermitteln. Auch die Preisveränderungen beliebiger anderer Kapitalanlagen im Vergleich zur Entwicklung derselben Branche oder anderer Branchen oder ganzer Assetklassen (zum Beispiel Aktien, Renten, Rohstoffe oder Währungen) können zur Berechnung einer Korrelation genutzt werden. Zwar entstammt die Bezeichnung „Korrelation“ dem lateinischen Begriff „correlatio“ (Wechselbeziehung) – eine (mehr oder weniger vorhandene) Korrelation zwischen zwei Anlageformen weist jedoch nicht auf einen Kausalzusammenhang hin. Bei der Korrelation handelt es sich lediglich um eine in der Vergangenheit aufgetretene statistische Zufallsgröße. Diese lässt nur die Vermutung zu, dass die zukünftigen Kursentwicklungen der betrachteten Kapitalanlagen mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ähnlich parallel, entgegengesetzt oder unabhängig voneinander verlaufen könnten.
Das Ausmaß einer Korrelation wird durch den „Korrelationskoeffizienten“ ausgedrückt, der Auskunft über die Parallelität der Richtung sowie die Stärke der Preisentwicklung verschiedener Kapitalanlagen gibt. Die Werte von Korrelationskoeffizienten liegen stets zwischen -1 und +1: Ein positiver Korrelationskoeffizient weist auf eine in dieselbe Richtung laufende Kursentwicklung hin. Je positiver der Wert, desto stärker ist der Zusammenhang bzw. die Beziehung zwischen den beiden Anlageklassen. Im seltenen Fall eines Korrelationskoeffizienten mit dem Wert +1 stimmen (über die Richtungen der Kursveränderungen hinaus) auch die Stärken der Preisentwicklungen vollkommen überein. Ein negativer Korrelationseffizient deutet auf eine gegenläufige Kursentwicklung der betrachteten Anlageformen hin. Bei einem Korrelationskoeffizienten von Null bestehen offenbar zwischen den betrachteten Assets keine Zusammenhänge hinsichtlich ihrer Kursentwicklung; ein Korrelationskoeffizient von Null verringert also das Risiko eines größeren Verlusts. Das „Bestimmtheitsmaß“, das als Quadrat des Korrelationseffizienten nur Werte zwischen 0 und 1 annehmen kann, zeigt zwar nicht die Richtung, dafür aber umso deutlicher die Stärke von Korrelationen an.
Beispiele für positive und negative Korrelationen
- Innerhalb bestimmter Assetklassen findet sich vielfach eine positive Korrelation: Aktien von Unternehmen, die derselben Branche angehören, weisen besonders häufig ähnliche Kursrichtungen auf. Die Kurse festverzinslicher Wertpapiere korrelieren eng miteinander, weisen allerdings unterschiedliche Kursverläufe entsprechend ihrer Restlaufzeit und der Bonität der Emittenten auf.
- Werden die Aktienkurse eines Börsenplatzes von bestimmten Anlegergruppen (zum Beispiel ausländischen Investoren) dominiert, so können die in einem Leitindex vertretenen Aktien eine erhöhte Korrelation aufweisen, da dominierende Investorengruppen oft ein gleichgerichtetes Anlageverhalten zeigen.
- Fallende (steigende) Aktienkurse gehen oft mit steigenden (fallenden) Rentenkursen einher (negative Korrelation), wenn festverzinsliche Wertpapiere von Anlegern als „sichere Häfen“ gesucht (beziehungsweise nicht mehr benötigt) werden. Der Kursanstieg (Kursrückgang) von Rentenpapieren ist jedoch zumeist weniger stark ausgeprägt als der korrespondierende Rückgang (Anstieg) der Aktienkurse.
- Tendenziell entwickeln sich der Goldpreis und Aktienkurse in unterschiedliche Richtungen: Sind die Börsenaussichten unsicher, so steigt nicht selten die Nachfrage nach Gold. Bei guten Konjunkturaussichten erscheinen Aktien dagegen attraktiver als das unverzinsliche Edelmetall Gold.
- Die Entwicklung der Weltwirtschaft wirkt sich direkt auf die Nachfrage nach Energierohstoffen wie Erdöl und Erdgas sowie auf den Verbrauch von Industriemetallen (wie etwa Zink, Zinn und Kupfer) aus. Liegen keine sonstigen außergewöhnlichen Einflussfaktoren vor, so zeigen Rohstoffe und Aktienmärkte gewöhnlich eine deutliche Korrelation.
- Eine besonders enge Korrelation weisen Erdölprodukte und Erdgas auf.
- Edelmetalle (insbesondere Gold, Silber, Platin und Palladium) verfügen regelmäßig über eine positive Korrelation zueinander. Die Stärke dieser Korrelation hängt insbesondere auch davon ab, in welchem Umfang die einzelnen Edelmetalle als „krisensicherer Sachwert“ erworben oder als Industriemetall eingesetzt werden.
- In Krisenphasen entwickeln sich häufig starke Korrelationen zwischen sämtlichen mit überdurchschnittlichen Risiken behafteten Anlageformen, da sich zahlreiche Anleger zeitgleich darum bemühen, ihre Anlagerisiken generell zu reduzieren. Als „sichere Häfen“, in denen die Investoren in solchen Situationen Schutz suchen, kommen – je nach den Umständen des Einzelfalls – zum Beispiel der US-Dollar, Anleihen als zuverlässig angesehener Schuldner, liquide Anlagen oder auch Sachwerte wie Gold und Immobilien in Betracht.
Originally posted 2014-11-19 14:25:54.