Finanzberater – die Unterschiede stecken im Detail
Beratungsgespräche zum Thema Geld und Altersvorsorge erfordern Vertrauen in die Qualifikation und die Seriosität eines Finanzberaters. Die Auswahl an Beratern ist riesig, aber schon aufgrund ihrer unterschiedlichen Positionen im Markt gibt es enorme Differenzen bei den effektiven Möglichkeiten – und damit auch bei den nachhaltigen Erfolgsaussichten.
Finanzberater – abhängig oder unabhängig, das ist hier die Frage
Finanzberater stellen gerne heraus, dass sie stets im Interesse der Kunden handeln – das ist sicher in den meisten Fällen auch richtig. Dass sie aber auch eigene finanzielle Interessen verfolgen, die denen der Kunden auch zuwiderlaufen können, bleibt dagegen häufig unerwähnt: Daher ist ein kritisches Hinterfragen für die Gründe, aus denen ein bestimmtes Finanzprodukt angeboten wird, für Kunden empfehlenswert. Um sich zunächst einen Überblick über die Möglichkeiten des Beraters zu verschaffen, hilft ein Blick hinter die rechtlichen Kulissen. Nicht jeder Finanzberater kann nämlich unabhängig von den Produktgebern und ausschließlich in Ihrem Interesse für Sie tätig werden. Am Markt lassen sich folgende Berater unterscheiden:
Der Bankberater ist noch oft der erste Ansprechpartner, wenn es um das Thema Finanzen geht. Allerdings wurde einschlägig belegt, dass die Finanzberatung bei der Hausbank leider oft mangelhaft ausfällt. Der Fehler liegt aber schon im System: Der Bankberater muss, genauso wie der angestellte Außendienstler von Versicherungen, die Produkte seines eigenen Hauses verkaufen und das mit einer bestimmten Umsatzvorgabe. Er hat also notgedrungen die Provision im Hinterkopf, wenn er Sie in Sachen Geldanlage oder Altersvorsorge berät. So ist es nicht verwunderlich, dass die Produkte, die der Bankberater anbietet und empfiehlt, bei näherer Untersuchung in vielen Fällen ganz einfach zu teuer ausfallen.
Der unabhängige Finanzdienstleister ist nur dann wirklich unabhängig, wenn die Beratung ohne Rücksicht auf Produktgeber erfolgen kann. Die zahlreichen Strukturvertriebe, Versicherungsvermittler und Anlageberater können zwar bereits auf eine ganze Reihe von Produkten zurückgreifen, ohne vertragliche Bindung arbeiten aber nur die Makler und Honorarberater. Diese positionieren sich auf der Seite der Kunden und haben auch für die Anlageempfehlungen einzustehen. Allerdings steht der Produktunabhängigkeit natürlich die Abhängigkeit von Provisionszahlungen gegenüber, denn diese übernimmt der jeweilige Produktgeber. Für die Kunden unabhängiger Finanzberater bleibt deren Dienstleistungen zwar kostenlos, ob aber die Auswahl von Geldanlagen von der Höhe der möglichen Provision beeinflusst wird, lässt sich nur schwer nachvollziehen.
Der Honorarberater arbeitet als Finanzberater unabhängig vom Angebot am Markt und vereinbart ein Honorar für seine Dienstleistungen. Im Gegenzug verzichtet er auf die Provision bei Vertragsschluss. Die Stundensätze von durchschnittlich 130 Euro müssen unabhängig vom Anlagevolumen bezahlt werden, jedoch können Sie von einer wirklich unabhängigen Beratung ausgehen.
Der Finanzberater beim Verbraucherschutz ist vollkommen unabhängig und bietet ebenfalls eine Finanzberatung gegen Honorar an. Allerdings dürfen nur Produkte empfohlen werden, es bleibt Ihnen also selbst überlassen, alle Formalitäten abzuwickeln. Für eine laufende Betreuung dürften diese Möglichkeiten nicht ausreichen.
Unabhängig davon, welcher Finanzberater Ihren Vorstellung am meisten entspricht, sind vom Gesetzgeber bestimmte Abläufe in der Beratung vorgeschrieben worden. Zunächst muss ein qualifizierter Finanzberater, der im Übrigen über eine abgeschlossene Fachausbildung und eine ausreichende Vermögensschadenhaftpflichtversicherung verfügen sollte, eine Ermittlung des Bedarfs, Ihrer Wünsche und Ziele durchführen. Dazu gehören beispielsweise die Ermittlung der Versorgungslücke in der Altersversorgung und die Festlegung bestimmter Anlageziele in den unterschiedlichen Anlagehorizonten. Um diese Ziele zu realisieren, muss der Finanzberater mit Ihnen eine komplette Finanzplanung erstellen, also anhand Ihrer konkreten finanziellen Möglichkeiten ermitteln, auf welchen Wegen Sie die benötigten Beträge ansparen können.
Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die Analyse Ihrer Risikostruktur, die ausschlaggebend für die Produktauswahl ist: Sind Sie eher risikofreudig, werden neben Aktien auch andere riskante Produkte in Frage kommen, sind Sie ein konservativer Anlegertyp, empfehlen sich zum Beispiel Rentenfonds oder Versicherungen. Ein seriöser Finanzberater wird Ihnen nur entsprechende Produkte vorschlagen – und alle Schritte ausführlich protokollieren. Anhand dieses Protokolls können Sie jederzeit nachvollziehen, warum Sie welches Produkt erworben haben. Es empfiehlt sich also folgendes Vorgehen, um einen seriösen Finanzberater zu finden:
- Nachweis der Fachausbildung und der rechtlichen Stellung im Markt erfragen.
- Beratungsablauf prüfen.
- Protokoll einfordern.
Diese Auflagen müssen alle Finanzberater erfüllen, selbst wenn sie als Angestellte bei Banken oder Versicherungen arbeiten. So kann eine unzulängliche oder falsche Beratung vermieden beziehungsweise nachgewiesen werden – und der Finanzberater ist de facto zur bestmöglichen Beratung verpflichtet.
Originally posted 2014-11-09 14:01:27.