Die FED – eine Notenbank der besonderen Art
Die Federal Reserve Bank of New York wird häufig mit „der FED“ als Ganzes gleichgesetzt. Tatsächlich ist sie aber nur eine (wenngleich die größte) von zwölf Regionalbanken, die gemeinsam das Federal Reserve System in den Vereinigten Staaten von Amerika bilden. Nichtsdestotrotz übt die FED als Organisation die Funktionen einer Notenbank aus, wie sie aus anderen Ländern bekannt sind. Die Umsetzung der Geldpolitik ist aber nur eine von vielen Aufgaben und Verantwortlichkeiten, die von der FED wahrgenommen werden.
Aufgaben der FED
- Aufrechterhaltung des Zahlungssystems
- Überwachung der im Umlauf befindlichen Geldmenge
- Überwachung und ggf. Regulierung des amerikanischen Bankensystems
- Anpassung des Leitzinssatzes (Diskontsatz)
- bei Bedarf Anpassung der Mindestreserve
- regelmäßige Veröffentlichung des „Beige Books“ (Konjunkturbericht)
Die Umsetzung der Geldpolitik folgt dabei den Zielen, die im sogenannten Federal Reserve Act von 1913 festgelegt sind, der die gesetzliche Grundlage für die Schaffung des Federal Reserve Systems bildet. Diese Ziele umfassen vor allem einen hohen Beschäftigungsgrad, die Stabilität des Preisniveaus sowie ein moderates langfristiges Zinsniveau. Um diese Ziele zu erreichen, kann die FED neben Änderungen bei der Mindestreserve sogenannte Diskontkredite vergeben und Offenmarktgeschäfte tätigen, mit denen die Zentralbank die Geschäftsbanken mit flüssigen Geldmitteln versorgt.
So funktioniert die amerikanische Notenbank
Das System der FED setzt sich aus fünf Hauptbestandteilen zusammen, nämlich dem Board of Governers, dem Federal Open Market Committee (FOMC), den Federal Reserve Banken (den zwölf regionalen Bezirks-Notenbanken mit ihren 25 Zweigstellen), Mitgliedsbanken (member banks) und mehrere Räte, die dem Board of Governors mit Empfehlungen zur Seite stehen. Jeder der zwölf Bankbezirke hat eine eigene Federal Reserve Bank, die ihr Kapital aus dem von den privaten Mitgliedsbanken eingebrachten Finanzkapital bilden. Irrtümlich wird oft angenommen, dass die FED am privaten Markt mit Anteilen gehandelt wird; tatsächlich sind Banken in den USA ab einer bestimmten Größe zur Mitgliedschaft bei der FED gesetzlich verpflichtet. Lediglich die New Yorker Federal Reserve Bank betreibt zudem Auslandsgeschäfte.
Auf das FOMC blickt die Welt
Das Federal Open Market Committee der FED ist für die Festlegung der Geld- und Währungspolitik der USA zuständig. Von diesem Gremium hört man außerhalb der USA regelmäßig, wenn die Richtlinien für das Leitzinsniveau verkündet werden. Diese Festlegungen sind häufig auch richtungsweisend für die Zinspolitik anderer Länder oder beispielsweise des Euroraums, wenn in Situationen wie einer Finanzkrise das weltweite Zinsniveau wichtig für die Märkte wird. Der jeweilige Vorsitzende dieses Gremiums wird entsprechend als „Hüter der Währung“ bezeichnet und übt mit den Entscheidungen einen großen Einfluss auf die Finanzmärkte aus. Geradezu legendär wurde der langjährige Vorsitzende Alan Greenspan. Aktuell ist Janet Yallen Präsidentin des Vorstandes des Board of Governors. Die sieben Mitglieder dieses Zentralbankrats werden vom US-Präsidenten benannt und vom Senat bestätigt. Die Amtszeit beträgt maximal 14 Jahre. Die oft als Entscheidungen der FED bezeichneten Beschlüsse sind also in der Regel tatsächlich Entscheidungen des FOMC. Seit seiner Gründung gab es immer wieder Bedenken innerhalb der USA über die Verfassungsmäßigkeit einer Zentralbank. Dass sie erst im Jahre 1913 mit einem entsprechenden Gesetz begründet wurde, zeigt die kontroverse Natur dieser Institution. So waren einige der Gründungsväter um Thomas Jefferson strikte Gegner eines Zentralbanksystems. Die konkreten Bedenken, die sich gegen die FED richten, haben mit der Tatsache zu tun, dass die Mitgliedsbanken und Eigentümer der Zentralbank private Gesellschaften sind. Der privatwirtschaftliche Einfluss auf die Geld- und Zinspolitik wird daher oft kritisch gesehen.
Entscheidungen in Krisenzeiten treffen nicht immer auf Zustimmung
Die Niedrig- bzw. Nullzinspolitik wurde nach der Finanzkrise von 2008 zum probaten Mittel erklärt, mit der die FED Anreize für die Märkte und somit zur Ankurbelung der Wirtschaft setzen wollte. Was als erste Hilfe von den meisten Finanzexperten damals begrüßt wurde, ist aufgrund der langen Dauer der Niedrigzinspolitik mittlerweile weiterer Grund zur Kritik an der US-Notenbank. Manche Finanzexperten sind der Ansicht, dass schon die der Finanzkrise vorausgegangene Niedrigzinsperiode mitverantwortlich für die Krise von 2007 war. Eine Abweichung von den natürlichen Zinsentwicklungen halten viele Ökonomen langfristig für gefährlich. Andere Experten empfinden diese Politik jedoch als richtig, weil sich die Märkte unter den niedrigen Zinsen wieder gut erholt haben. Insgesamt steht die FED häufig unter Beschuss wegen ihrer Entscheidungen. Schon beim Börsenkrach von 1929 haben die Beschlüsse dazu beigetragen, die Krise zu verschlimmern. Damals hatte sich die FED dagegen entschieden, Bankenzusammenbrüche abzuwenden, was vielleicht auch ein Grund für die Entscheidungen während der Finanzkrise von 2007 gewesen sein mag, stärker einzugreifen als früher.
Originally posted 2016-08-24 10:10:55.