Eurokrise: Wie geht es weiter?
Die seit 2009 schwelende Eurokrise hat nicht nur viel politischen Streit innerhalb der Europäischen Union ausgelöst, sondern auch zahlreiche Anleger verunsichert. Die Frage, ob die Gemeinschaftswährung überhaupt eine Zukunft hat, kocht mit unschöner Regelmäßigkeit hoch. Spätestens dann, wenn ein Mitglied der Eurozone seine Schulden zum Fälligkeitszeitpunkt nicht bedienen oder andere, mit der EZB oder dem IWF vertraglich eingegangene Verpflichtungen nicht erfüllen kann, ist die Eurokrise in den Medien wieder omnipräsent. Oberflächlich betrachtet ist die Eurokrise zunächst eine Schuldenkrise einiger Staaten der Eurozone. Doch wo die Schulden der einen steigen, wachsen die Vermögen der anderen entsprechend. Insofern sind die Ungleichgewichte innerhalb der Eurozone hauptursächlich für die krisenhafte Entwicklung in einigen Euro-Mitgliedstaaten.
Ursachen der Eurokrise in Griechenland, Portugal und Spanien
Die Ursachen für die Eurokrise in den Krisenstaaten Griechenland, Portugal und Spanien sind vielfältiger Natur. Während Griechenland über Jahre hinweg hohe Haushaltsdefizite erwirtschaftete und nach Meinung vieler Kritiker die Kriterien für eine Aufnahme in den Euro beim Start der Gemeinschaftswährung noch gar nicht erfüllte, kam es bei anderen Ländern wie Spanien und Portugal nach der Euroeinführung aufgrund niedriger Zinsen zu Fehlallokationen kreditfinanzierter Kapitalströme. Hierdurch entstanden unter anderem Immobilienblasen. Nachdem diese geplatzt waren und die Immobilienpreise einbrachen, drohten viele Kredite auszufallen und brachten die großen Kreditinstitute dieser Länder in eine gefährliche Schieflage. Um die Banken zu retten, übernahmen die Länder Bürgschaften oder nahmen Kredite auf und brachten sich dadurch selbst in Not. Die Zinsen der Staatsanleihen schossen in die Höhe und die Nationalstaaten gerieten selbst an den Rand eines Zahlungsausfalls. Das war 2012, als die Eurokrise ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte.
Maßnahmen zur Bekämpfung der Eurokrise
Nur durch diverse Hilfsprogramme und Rettungsschirme sowie das beherzte Eingreifen der EZB konnte das Schlimmste, wie Zahlungsausfälle von Staaten oder gar das Auseinanderbrechen der Eurozone, verhindert und die Eurokrise gebändigt werden. Die im Gegenzug zu den Hilfsmaßnahmen von den Krisenländern betriebene Sparpolitik hat vor allem in Griechenland die Not dramatisch vergrößert. Das führte Anfang 2015 zu einem Regierungswechsel. Was auch immer Griechenlands neue Regierung in ihren Verhandlungen mit den Kreditgebern erreichen wird – Streckung von Krediten, Zinssenkung oder einen eher unwahrscheinlichen Schuldenschnitt – es wird vor allem die Steuerzahler in den stabilen Euro-Staaten treffen. Ein Zinsanstieg ist allenfalls im marginalen Bereich zu erwarten.
Die Geldpolitik der EZB in der Eurokrise
Auch wenn die Eurokrise nach wie vor zahlreiche Risiken birgt, so sind aufgrund des von der EZB eingeschlagenen Kurses einige Entwicklungen wahrscheinlich. Das Primärziel der Europäischen Zentralbank ist es, für Preisstabilität zu sorgen, was gemäß den vereinbarten Zielen der Eurostaaten für Europa in der Eurozone ein Inflationsniveau von 2 Prozent impliziert. Da die Inflationsrate schon seit Jahren unter dieser Zielvorgabe liegt und deflationäre Tendenzen drohen, hat sich die Zentralbank zu historischen Maßnahmen entschlossen, um die Geschäftsbanken mit ausreichend Liquidität zu versorgen und deren Kreditvergabe zu stimulieren. Dank niedriger Leitzinsen und dem billionenschweren Ankaufprogramm für Staatsanleihen können sich Banken und Staaten historisch günstig refinanzieren. Mit der Liquiditätsschwemme will die EZB die Investitionen und damit das Wirtschaftswachstum im gesamten Euroraum ankurbeln. Die Kehrseite der Euro-Geldschwemme ist der gesunkene Wechselkurs des Euro gegenüber dem US-Dollar und anderen Währungen. Er verbilligt zwar Exporte außerhalb des Euroraums, verteuert aber auch Importe. Insbesondere in den Krisenländern soll er helfen, wieder wettbewerbsfähig zu werden, um das Wirtschaftswachstum zu steigern.
Chancen und Risiken der aktuellen Geldpolitik
In jeder Krise stecken auch Chancen. Das gilt auch für die Eurokrise. Anleger im Euroraum sollten sich im Einklang mit der Geldpolitik in der Eurokrise disponieren. Da die Zinsen noch über einen langen Zeitraum niedrig bleiben werden, rentieren sich klassische Sparanlagen wie Festgelder, Sparbücher und Kapitallebensversicherungen immer weniger. Es lohnt gegenwärtig wie nie zuvor, die niedrigen Zinsen für langfristige Investments in Sachwerte wie Immobilien zu nutzen. Dabei sollte der Investor aber unbedingt auch genügend Eigenkapital einbringen und eine höhere Anfangstilgung als ein Prozent wählen. Sollten die Zinsen am Ende der Zinsbindungsfrist wieder gestiegen oder die Immobilienpreise gesunken sein, ist er vor negativen Überraschungen sicher. Höchste Vorsicht ist indes bei der Aufnahme von Fremdwährungskrediten geboten. Denn sollte der Kurs des Euro gegenüber der Fremdwährung fallen, können sich Zins- und Tilgungsraten erheblich verteuern und es drohen Verluste für die Anleger.
Wissenswertes zur Eurokrise
Originally posted 2015-04-07 14:00:30.