ETF: Alternative zum teuren Investmentfonds
Fonds bieten als beliebtes Anlageinstrument zahlreiche Vorteile, doch sie haben auch einen entscheidenden Nachteil: Sie sind nicht billig. Ausgabeaufschlag und Managementgebühren schmälern selbst gute Renditen. Günstiger sind da „Exchange traded funds“ (ETF). Diese börsengehandelten Fonds werden in der Regel nicht über eine emittierende Investmentgesellschaft, sondern direkt über die Börse gehandelt und meist passiv verwaltet.
Gerade diese passive Verwaltung spart Anlegern bares Geld, denn die Manager aktiv gehandelter, klassischer Fonds lassen sich ihre Arbeit in der Regel teuer bezahlen. Beim ETF entscheidet kein Fondsmanager, welche Werte ge- oder verkauft werden. ETFs bilden einfach die Wertentwicklung verschiedener Indizes nach. So reduzieren sich die Verwaltungsgebühren des Fonds drastisch – und das bei ähnlicher Performance wie bei aktiv gehandelten Fonds. Kaum ein Fondsmanager erzielte in den vergangenen Jahren dauerhaft eine bessere Wertentwicklung als große Börsenbarometer wie Dax oder Dow Jones. Die logische Konsequenz daraus: Wenn Fondsmanager im Schnitt nicht besser sind als der Aktienmarkt an sich, können Anleger gleich direkt in den Markt investieren – zum Beispiel in den Index, der einen bestimmten Markt abbildet. Zumal auch beim ETF das Geld der Anleger als Sondervermögen speziell geschützt ist – auch im Fall der Insolvenz des Anbieters ist das Vermögen nicht verloren.
Die Qual der ETF-Wahl
Schwieriger wird es da schon, den passenden ETF zu finden. Denn für fast jeden Index gibt es auch den entsprechenden Indexfonds: Ob der MSCI in Thailand, Brasiliens Ibovespa oder ein ETF auf die Wertentwicklung von kanadischen Staatsanleihen – die Auswahl ist riesig. Einsteiger sollten allerdings zunächst auf die bekannten Indizes setzen, denn die Wertentwicklung von Dax oder Euro Stoxx 50 lässt sich jederzeit problemlos nachvollziehen. Vor allem ETFs auf den Dax sind in Deutschland beliebt. Doch auch für Einsteiger, die nicht nur auf deutsche Werte setzen wollen, gibt es Alternativen. Streben Anleger eine weltweite Streuung des Geldes an, entscheiden sie sich zum Beispiel für das Investment in einen ETF auf den MSCI World. Dieser Index zeichnet sowohl Aktien aus starken Industrienationen wie Deutschland oder den USA als auch Werte aus verschiedenen Schwellenländern.
Aber ganz gleich, für welchen ETF sich Anleger am Ende entscheiden, sie sollten auch immer die Grundsätze im Blick haben, nach denen sich das jeweilige Barometer zusammensetzt. Denn die Aktienindizes folgen in der Regel dem Gesetz der Marktkapitalisierung. Konkret bedeutet das: Je mehr Aktien des Unternehmens in Umlauf sind und je höher deren Kurs notiert, umso größer ist auch die Gewichtung dieses Unternehmens im Index. Bei Anleihebarometern sieht das hingegen meist anders aus. Hier erhält das Land oder Unternehmen mit der höchsten Schuldenlast in der Regel auch die höchste Gewichtung. Haben sich Anleger für ein Investment in einen ETF auf den Dax entschieden, gilt es noch, zwischen echter und synthetischer Ware zu wählen:
- Ein physisch-replizierender ETF investiert stets in alle Aktien, die einem Index angehören. Im Fall des Dax werden also alle 30 Blue Chips entsprechend ihrer Gewichtung im Barometer gekauft. So bildet der ETF den Index vollständig und korrekt nach.
- Anbieter swap-basierter ETFs dagegen machen den Anlegern lediglich die Zusage, dass sich der ETF ebenso entwickeln wird wie der zugrundeliegende Index. Dafür werden aber keine Aktien erworben. Die Anbieter kaufen sich lediglich durch komplizierte Gegengeschäfte mit anderen Banken (auch Swap genannt) in die Wertentwicklung des Index ein.
Ob ETF mit vollständiger oder synthetischer Indexnachbildung scheint heute mehr eine Frage des persönlichen Geschmacks zu sein. Kritikern des synthetischen Ansatzes gelten Swap-Geschäfte trotz zusätzlicher Absicherung als zu riskant, schließlich hätte Pleite eines der beteiligten Kreditinstitute am Ende auch Auswirkungen auf den Besitzer des ETFs. Doch auch die physische Methode hat einen Haken: Viele Fonds verleihen nämlich die gekauften Titel gegen eine Leihgebühr kurzfristig an andere Marktteilnehmer. Wenn alles glatt läuft, ist das ein nettes Zusatzgeschäft. Aber auch hier ergeben sich zusätzliche Risiken, zum Beispiel, wenn der Ausleiher in Schwierigkeiten gerät. Die Anzahl der ETFs, die Aktien zwar direkt kaufen, aber nicht weiterverleihen, ist recht gering. Auch hier gilt deshalb: Nicht das gesamte Vermögen in einen ETF investieren. Als Ergänzung eignen sich neben ETFs mit anderem Anlageschwerpunkt auch Aktien, die in dem jeweiligen Indexfonds nicht berücksichtigt sind, oder Immobilienfonds.
Originally posted 2014-11-20 13:52:41.