Einblick in die Welt der Anleihen
Um die geeignete Anlageklasse zu finden, ist es wichtig, die einzelnen Investment-Varianten zu kennen. Eine der beliebtesten Anlageformen ist die Anleihe – aber was genau sind Anleihen und was ist der Unterschied zu Aktien einer AG? Bei Anleihen handelt es sich um verzinsliche Wertpapiere. Im Gegensatz zur Aktie erwirbt der Anleger aber keinen Anteil an einem Unternehmen, sondern leiht der Firma lediglich Geld. Für die Investition bekommt der Anleger einen (meist fixen) Zinssatz geboten. Eine Anleihe beschreibt daher eine Schuld, die der Herausgeber, Emittent genannt, beim Anleger hat. Neben den Unternehmensanleihen (Corporate Bonds) existieren auch Bankanleihen (Banking Bonds) und Staatsanleihen (Government Bonds). Letztere können von Staaten, Bundesländern oder Gemeinden herausgegeben werden und sind die am meisten gehandelten Anleihen. Als Finanzierungsform für Unternehmen werden Corporate Bonds zunehmend beliebter. Die großen Vorteile für die Firmen liegen auf der Hand: Statt laufende Kreditrückzahlungen an die Bank zu tätigen, muss das Kapital erst nach Ende der entsprechenden Laufzeit zurückgezahlt werden. Gleichzeitig werden keine Unternehmensanteile abgegeben.
Wie funktioniert eine Anleihe für den Anleger?
Emittenten brauchen Geld und geben Anleihen heraus. Der benötigte Betrag wird in gleich große Stücke aufgeteilt, der Wert (Nominale) kann dabei beliebig gewählt werden. In Folge erwirbt der Gläubiger eine Anleihe für den bei der Herausgabe definierten Zeitraum (Laufzeit). Nach Ablauf der Periode erhält der Anleihenkäufer seine Einlage abzüglich einer Abgeltungssteuer zurück. Einziger Ertrag ist die jährliche Verzinsung (Kupon), die zu einem vorab vereinbarten Satz ausbezahlt wird. Andere Varianten sind Staffelzinsvereinbarungen oder Zinssätze, die an einen Referenzzins einer Zentralbank angelehnt sind. Über die Länge der Laufzeit entscheidet der Emittent. Während bei Unternehmensanleihen Zeiträume von rund fünf bis zehn Jahren üblich sind, werden Staatsanleihen gerne für 30 Jahre oder länger ausgestellt. Längere Laufzeiten bergen natürlich ein höheres Risiko, dieses lassen sich Anleihenzeichner durch höhere Zinsen vergüten. Beim Ankauf hilft der Blick auf das Rating von renommierten Agenturen, welche die Bonität von Unternehmen und Staaten einschätzen. Diese Einschätzungen sind allerdings – wie die Vergangenheit gezeigt hat – immer mit etwas Vorsicht zu genießen! Hat sich der Anleger für eine Anleihe entschieden, so bieten sich zwei Möglichkeiten: der Primär- und der Sekundärmarkt. Der Primärmarkt definiert den Erwerb direkt bei der Ausgabe (Emission), das Geld fließt damit direkt in die Kasse des Unternehmens. Dies ist allerdings nur innerhalb der Zeichnungsfrist möglich. Danach können Anleihen an der Börse gekauft werden. Dort versuchen Gläubiger ihre Anteile zu verkaufen, der Preis richtet sich dann aber nicht nach dem Nominalwert, sondern nach Angebot und Nachfrage.
Arten von Anleihen sowie Risiken und Chancen
Neben der Unterscheidung nach Emittenten werden Anleihen auch nach anderen Kriterien eingeteilt:
Nach Zinsenart und -zahlung: Es gibt fix (Straight Bond) oder variabel (Floating Bond) verzinste, aber auch endfällige Anleihen (Nullkuponanleihen). Letztere sehen keine Zinszahlung vor, sondern werden am Ende der Laufzeit mit einem höheren Betrag als die Einlage getilgt.
- Nach Währung: Es wird etwa zwischen Auslands- und Inlandsanleihen, Mischwährungs- und Doppelwährungsanleihen unterschieden.
- Nach den verbrieften Rechten: Zur Verfügung stehen zum Beispiel Wandelanleihen, Schuldverschreibungen oder Optionsanleihen.
- Nach Art der Sicherstellung: Mögliche Varianten sind Anleihen, die öffentlichen Haftungen unterliegen, nachrangige Anleihen oder nicht fundierte Anleihen.
- Eine Sonderform sind die Zertifikate: Diese sind von Banken gegebene Schuldverschreibungen. Der Schwerpunkt der Anlage liegt nicht auf den Zinsen, sondern auf der Wertentwicklung.
Anleihen gelten als sichere Anlageform, sind aber keineswegs konkurssicher. Meldet das Unternehmen Insolvenz an, so ist auch das Geld weg. Allerdings werden Anleihen im Falle des Falles bevorzugt aus der Insolvenzmasse entschädigt. Dies ist ein klarer Nachteil zu Fonds, bei denen es sich um Sondervermögen handelt, das nicht in die Konkursmasse fällt. Wer allerdings das Rating der Firma oder des Staates überprüft und die Bonität im Auge behält, sollte sich damit nicht beschäftigen müssen. Grundsätzlich sind Anleihen eine stabile Anlagemöglichkeit, ein temporärer negativer Geschäftsverlauf ist für den Anleihenzeichner nicht von Bedeutung. Was einerseits als Vorteil zu sehen ist, kann auch ein Nachteil sein. Die Chancen auf Rendite sind auf die Zinsen und Kursgewinne beschränkt, darüber hinaus werden keine Gewinne ausgezahlt. Nicht gefeit ist der Anleger vor Kursverlusten während der Laufzeit.
Originally posted 2014-11-07 13:57:29.