Eignen sich Geldmarktfonds als Kapitalanlage für Privatanleger?
Geldmarktfonds sind offene Investmentfonds, die in Geldmarktpapiere und Anleihen mit kurzen Restlaufzeiten investieren. Offene Fonds geben Investmentanteile aus, die von Anlegern jederzeit entweder über die Fondsgesellschaft oder über die Börse gekauft und verkauft werden können. Geldmarktfonds legen das von Investoren bereitgestellte Kapital insbesondere in abgezinste Schuldtitel (wie Schatzanweisungen der Bundesrepublik Deutschland, US-amerikanische Treasury Bills und Einlagenzertifikate von Finanzinstituten) mit Laufzeiten von bis zu einem Jahr an, aber beispielsweise auch in Tagesgelder und Festgelder. Der Ertrag abgezinster Rententitel liegt in der Differenz zwischen dem Erwerbskurs und dem höheren Kurswert zum Laufzeitende. Geldmarktfonds können (entsprechend der festgelegten Anlagestrategie) auf Euro oder auf Fremdwährung lautende Titel erwerben.
Der Geldmarkt
Während am Kapitalmarkt längerfristige Finanzierungen gehandelt werden, umfasst der Geldmarkt den Markt für kurzfristige Kredite: Der Geldmarkt-Handel dient der Liquiditätssicherung der Marktteilnehmer. Hohe Geldmarkt-Zinssätze signalisieren eine knappe Versorgung mit Liquidität. Niedrige Geldmarktzinsen weisen dagegen auf eine hohe Geldmenge hin. Die Kursentwicklung geldmarktnaher Fonds hängt unmittelbar von der Höhe der von der Zentralbank stark beeinflussten Geldmarkt-Zinsen ab. Im Unterschied zu Festgeldanlagen weisen Geldmarktfonds (angelehnt an die laufenden Veränderungen am Geldmarkt) eine variable Ertragsentwicklung auf.
Am Geldmarkt sind ausschließlich institutionelle Anleger aktiv. Zu den institutionellen Anlegern zählen Marktteilnehmer mit hohen Anlagevolumina wie zum Beispiel Versicherungen, Kreditinstitute und Investmentgesellschaften sowie öffentliche Institutionen von Bund und Bundesländern. Seit der Zulassung der ersten Geldmarktfonds in Deutschland durch das Zweite Finanzmarktförderungsgesetz im August 1994 verfügen auch Kleinanleger über eine (wenn auch nur indirekte) Geldmarkt-Anlagemöglichkeit. Investoren können entsprechend ihrer Anlagementalität zwischen besonders sicherheitsorientierten Geldmarktfonds mit geringen Kursschwankungen und Geldmarktfonds-Angeboten mit höheren Risiken, aber auch besseren Renditechancen auswählen, die in spezielle Geldmarktinstrumente wie zum Beispiel in Asset Backed Securities (ABS) investieren. ABS-Titel sind verzinsliche Wertpapiere, die mit einem Zahlungsanspruch gegen eine sogenannte Zweckgesellschaft abgesichert werden. Anleger sollten sich vor dem Erwerb von Geldmarktfonds-Anteilen genau über den bisherigen Anlageerfolg (auch im Vergleich zu anderen Geldmarktfonds), die verfolgte Anlagestrategie und die Kostenstrukturen informieren.
Geldmarktfonds-Vorteile
- Die einfach zu handhabenden Geldmarktfonds besitzen keine feste Laufzeit. Kündigungsfristen oder sonstige Termine müssen vor dem Kauf oder Verkauf von Geldmarktfondsanteilen nicht beachtet werden.
- Am Geldmarkt orientierte Fonds eignen sich insbesondere zum „Parken“ kurzfristig nicht benötigter Anlagemittel. Über das angelegte Kapital können Anleger täglich, also ebenso flexibel wie über ein Girokonto verfügen. Wie bei allen anderen Wertpapieren wird der bei einem Verkauf erzielte Erlös allerdings dem Verrechnungskonto des Anlegers erst zwei Börsentage nach Ausführung der Wertpapierorder gutgeschrieben.
- Die kurzen Laufzeiten der Geldmarktpapiere minimieren das Zinsänderungsrisiko. Die Kurse festverzinslicher Wertpapiere mit längeren Laufzeiten schwanken hingegen bei wesentlichen Veränderungen der Kapitalmarktzinsen erheblich. Das Schwankungsrisiko von Aktien liegt um ein Vielfaches höher als bei Geldmarktfonds.
- Durch Investitionen in Geldmarktanlagen verschiedenster Emittenten bemühen sich Geldmarktfonds um einen Risikoausgleich.
Risiken und Kosten
Da Geldmarktfonds überwiegend in Papiere anlegen, deren Emittenten eine hohe Bonität bescheinigt wird, galten sie über viele Jahre als praktisch risikolos. Jedoch wurden das mit einzelnen Emittenten verbundene Anlagerisiko und das von gewagten Derivat-Konstruktionen ausgehende Produktrisiko lange Zeit (auch von den internationalen Rating-Agenturen) falsch eingeschätzt. Im Zusammenhang mit der Staatsfinanzkrise ab dem Jahr 2008 zeigte sich, dass von hoch verschuldeten Staaten durchaus ein erhebliches Gefahrenpotenzial für die Sicherheit von Geldanlagen ausgeht. Von den Fonds erworbene Derivate erwiesen sich als nicht werthaltig. So kam es bei den vermeintlich über jeden Zweifel erhabenen Geldmarktpapieren plötzlich zu deutlichen Kursschwankungen.
- Eine dauerhaft positive Wertentwicklung ist bei geldmarktnahen Fonds nicht gewährleistet. Kursverluste sind möglich.
- Zudem können Kosten in Form von Ausgabeaufschlägen (oft zwischen 0,2 und 0,5 Prozent), jährlichen Verwaltungsgebühren, Ordergebühren und Depotgebühren anfallen, die die Rendite eines Geldmarktfonds erheblich schmälern und bei niedrigen Geldmarktzinsen sogar zu einer negativen Performance führen können.
- Die Rendite von Geldmarktfonds liegt unterhalb der Verzinsung von Rentenfonds, die Anleihen mit einer längeren Laufzeit enthalten. Anders ist dies nur in den Ausnahmezeiten einer „inversen Zinsstruktur“, wenn die kurzfristigen Zinssätze über den langfristigen Renditen liegen.
- Für eine langfristige Anlage eignen sich Geldmarktfonds eher nicht, da andere Assetklassen wie Aktien trotz höherer Volatilität auf lange Sicht deutlich bessere Renditen versprechen.
Sehr geschätzt in Zeiten hoher Geldmarktzinsen, werfen geldmarktnahe Fonds bei einem Niedrigzinsniveau kaum Erträge ab. In einem Niedrigzinsumfeld bevorzugen Kleinanleger daher Tages- und Festgelder als kostengünstigere kurzfristige Anlagealternative.
Originally posted 2015-06-23 14:00:46.