Differenzkontrakte (CFD) als Geldanlage
Contracts for difference (CFD), zu Deutsch Differenzkontrakte, sind eine hochspekulative Geldanlage und zählen zur Produktfamilie der Derivate. Sie werden nicht wie Wertpapiere an Börsen, sondern über Banken und Broker gehandelt. Bei dieser Geldanlage wird auf die Kursentwicklung eines Basiswertes spekuliert. Da beim CFD eine Hebelwirkung zum Tragen kommt, fallen die Renditechancen – aber auch die Risiken – deutlich höher aus als bei vielen anderen Finanzprodukten.
CFD – Ursprung in der Steueroptimierung
Das Konzept des CFD wurde bereits in den 1980er Jahren im Investmentbanking entwickelt. Die UBS wollte so die in London geltende Stempelsteuer umgehen. Diese wurde bei jeder Aktientransaktion fällig, es mussten für Käufe und Verkäufe an der London Stock Exchange jeweils 0,5 Prozent an den Staat abgeführt werden. Da ein CFD den direkten Handel mit einem Anbieter außerhalb der Börsen ermöglichte, entfiel die Steuer. Solche außerbörslich gehandelten Produkte werden auch als OTC (over the counter) bezeichnet. Es ist von Vorteil, dass hier keine Steuern für die einzelnen Transaktionen anfallen. Aufgewogen wird dies allerdings durch die Tatsache, dass diese Geldanlage deutlich weniger reguliert ist als börsengehandelte Wertpapiere. Damit sind sie für Anleger schwieriger zu durchschauen.
Wie funktioniert ein CFD?
Mit einem CFD setzen Sie auf den Preisunterschied, den ein Basiswert innerhalb eines bestimmten Zeitraums durchläuft. Als Basiswerte kommen sowohl die großen Indizes als auch Rohstoffe, Unternehmensaktien oder Währungen in Frage. Diese werden aber nicht erworben, wie beispielsweise beim Kauf einer Aktie. Sie setzen lediglich auf einen steigenden (Long-Position) oder fallenden (Short-Position) Kurs des Werts. Entscheidend für den CFD ist demzufolge die Differenz zwischen dem Kurs zum Kauf- und zum Verkaufszeitpunkt. Da es sich um ein Derivat handelt, müssen Sie den Basiswert nicht kaufen, es wird lediglich eine Sicherheitsleistung fällig, die sogenannte Margin. Dadurch ergibt sich eine Hebelwirkung, deren Ausprägung von der Höhe der Margin abhängt. In der Regel werden CFDs mit einem Hebel zwischen 5:1 und 100:1 angeboten. Zudem fallen meist weitere Kosten an, die der Broker beispielsweise als Spread, also als Differenz zwischen Ver- und Ankaufspreis, oder als Kommissionsgebühren berechnet.
CFD – spezieller Broker notwendig
Differenzkontrakte werden von einigen Banken, vor allem aber von spezialisierten Brokern angeboten, die häufig über das Internet ihre Dienste anbieten. Die Registrierung ist in der Regel sehr einfach, die Eingabe von einigen persönlichen Daten reicht bereits aus, um ein Handelskonto zu eröffnen. Mit der Einzahlung eines Betrags wird dieses Handelskonto aktiviert und die verschiedenen Möglichkeiten zur Geldanlage stehen offen. Der Broker geht damit ein gewisses Kreditrisiko ein, denn über die Sicherheitsleistung hinaus sind Sie im Verlustfall zum Ausgleich der Position verpflichtet. Dies lässt sich am einfachsten mit einem Beispiel verdeutlichen. Angenommen Sie entscheiden sich für einen CFD auf den DAX. Sie erwerben beispielsweise CFDs im Wert von 10.200 Euro auf einen steigenden DAX, der zur Eröffnung einen Stand von 10.200 Punkten hat. Um diesen Betrag zu bewegen, bezahlen Sie in diesem Beispiel lediglich 1020 Euro Margin und die anfallenden Transaktionskosten. Der DAX steigt auf 10.500 Euro, sodass Sie durch den Verkauf einen Gewinn von 300 Euro realisieren können – obwohl Sie nur 1020 Euro zuzüglich der Kosten eingesetzt haben. Damit erwirtschaften Sie eine Rendite von rund 29 Prozent. Ebenso könnten Sie auf den fallenden DAX setzen, wenn Sie für die kommende Zeit eine solche Entwicklung prognostizieren. Der Reiz bei einem CFD besteht also darin, im Vergleich zum direkten Investment eine gehebelte Rendite zu realisieren – oder eben einen entsprechenden Verlust.
CFD – Chancen und Risiken
Mit einem CFD ergeben sich also durchaus enormen Chancen: Mit einer anteiligen Sicherheitsleistung können Sie gehebelte Beträge in einem Verhältnis von bis zu 100:1 an den Märkten bewegen. Dementsprechend hoch fallen die Renditen aus, bewegt sich der Kurs des ausgewählten Basiswertes in die prognostizierte Richtung. Diesen Gewinnchancen stehen aber auch große Risiken gegenüber. Abhängig davon, ob die Differenzkontrakte als Terminkontrakte, also mit Verfallsdatum, oder ohne vereinbart werden, verändert sich dieses Verlustrisiko. Bei offenen Kontrakten können Sie selbst über die Haltezeit entscheiden, zur Not also bis zur gewünschten Kursänderung abwarten. Bei Terminkontrakten hingegen sollten im Bedarfsfall Gegenmaßnahmen, nämlich das Eröffnen einer gegenläufigen Position, genutzt werden. Ansonsten ist der Verlust über die Sicherheitsleistung hinaus auszugleichen – angesichts der enormen Hebel kann dies zu empfindlichen Verlusten führen. Als langfristige Geldanlage eignet sich ein CFD nicht, allerdings können Wertpapierpositionen auf diese Weise clever abgesichert werden. In jedem Fall sollten Sie sich aber zunächst mit der Materie vertraut machen, bevor Sie in CFDs investieren.
Originally posted 2015-10-07 12:00:34.