Die EZB wacht über unser Geld
Besonders seit den Jahren der Wirtschaftskrise ist der Begriff EZB fester Bestandteil der Wirtschaftsnachrichten. Aber was genau ist die EZB? Bei der Europäischen Zentralbank handelt es sich um die Währungsbehörde der Europäischen Union. Der Sitz des Organs der EU ist Frankfurt am Main – der führende deutsche Finanzplatz und eines der wichtigsten internationalen Finanzzentren. Kernaufgabe der EZB ist die Wahrung der gemeinsamen Währung, die Festsetzung der Leitzinsen und die Gewährleistung der Preisstabilität. Die Europäische Zentralbank wurde am 1. Juni 1998 gegründet. In den ersten Jahren ihres Bestehens war die Hauptaufgabe der EZB, die Einführung des Euro vorzubereiten. Dieser löste am 1. Januar 2002 die existierenden Währungen von 12 Mitgliedsstaaten ab. Über eine gemeinsame Währung wurde allerdings schon viel früher diskutiert. Bereits in den 1970er Jahren stand eine gemeinsame Währung zur Debatte, der Startschuss für den Euro fiel aber erst am 1. Januar 1994, als der Vorgänger der EZB gegründet wurde, das Europäische Währungsinstitut. Die Ziele waren klar definiert: Zusammenarbeit mit den nationalen Zentralbanken, Koordinierung der Geldpolitik sowie die Schaffung einer gemeinsamen Währung.
Aufgaben, Instrumente und Entscheidungsträger der Europäischen Zentralbank
Die EZB übernimmt in der EU äußerst wichtige Aufgaben und trägt damit eine besondere Verantwortung. Sowohl die Gewährleistung der Preisstabilität im gesamten Euroraum als auch die gemeinsame Währung selbst liegen in den Händen der EZB. Insbesondere hat sie folgende Aufgaben:
- Festlegung der Geldpolitik im Euroraum
- Überwachung der Preisentwicklung in den Eurostaaten sowie die Beurteilung der Preisstabilität
- Festlegung der Leitzinssätze
- Verwaltung der Währungsreserven und Kontrolle der Geldmenge inklusive der Genehmigung für Ausgabe von Banknoten
- Beaufsichtigung der Finanzmärkte
- Ausführung von Devisengeschäften
- Abwicklung von Zahlungssystemen und Überwachung von Finanzmarkt- und Zahlungsverkehrsstrukturen
- Zusammenarbeit mit den nationalen Zentralbanken der Mitgliedsstaaten
Letzteres ist eine der wichtigsten Säulen der EZB, schließlich bedarf es für eine richtungsweisende Geldpolitik der Kooperation der Mitgliedsstaaten. Dabei unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Systemen: dem Europäischen System der Zentralbanken (ESZB) und dem sogenannten Eurosystem. Während im ESZB die EZB mit allen nationalen Zentralbanken arbeitet, werden im Eurosystem nur die Zentralbanken der Mitglieder der Eurozone eingebunden.
Die vielschichtigen Aufgaben der EZB verlangen unterschiedliche Instrumente. Zu den wichtigsten Werkzeugen zählen die Offenmarktgeschäfte, die Ständigen Fazilitäten (Möglichkeit, jederzeit Kredite aufzunehmen oder Geld anzulegen), die Devisenmarktinterventionen und die Mindestreserven. Wertpapiertransaktionen im offenen Markt, also Offenmarktgeschäfte, werden dabei am häufigsten verwendet. Die Transaktionen steuern die Zinsen der Liquiditätslage und legen den Kurs der europäischen Geldpolitik fest. Das „täglich Brot“ der EZB ist das Hauptrefinanzierungsinstrument (Haupttender). Im Rahmen dieser Geschäfte erhalten Banken gegen notenbankfähige Sicherheiten (Wertpapiere) rund drei Viertel ihres Geldes. Der diesen Transaktionen zugrundeliegende Zinssatz ist der wichtigste Leitzins der EZB. Kurzfristige Liquiditäten gewähren die Ständigen Fazilitäten. Die Spitzenrefinanzierungsfazilität ermöglicht es Geschäftsbanken kurzfristig Geld zu bekommen, mit der Einlagefazilität können die Banken kurzfristig Geld anlegen. Der Zinssatz ist dabei genau definiert, die Spitzenrefinanzierungsfazilität bildet den oberen Korridor, die Einlagenfazilität den unteren. Davon abhängig sind etwa die Zinssätze der Banken, die damit die Konditionen für Kredite oder Sparkonten definieren. Zur Stabilisierung der Geldpolitik wird vor allem das Instrument der Devisenmarktintervention eingesetzt. Dies ist allerdings nur dann notwendig, wenn bedenkliche Wechselkursfehlbewertungen vorliegen, die die wirtschaftliche Stabilität des Euros oder das Inflationsziel gefährden. Die Steuerung der Menge der im Umlauf befindlichen Währung erfolgt mithilfe der Mindestreserven. Durch sie wird der Anteil der Einlagen festgelegt, den die Geschäftsbanken bei der Europäischen Zentralbank hinterlegen müssen. Im Gegenzug erhalten die Banken Zinsen in der Höhe des aktuell gültigen Leitzinssatzes.
Der Einfluss der EZB
Die EZB und die nationalen Zentralbanken sind gänzlich unabhängig und den Regierungen der Mitgliedsstaaten und den Organen der EU gegenüber nicht weisungsgebunden – dies soll eine unabhängige Finanzpolitik sicherstellen, die dem gesamten Euroraum zugutekommt. Die Europäische Zentralbank besitzt drei Entscheidungsgremien. Die Überwachung des Tagesgeschäfts obliegt dem Direktorium, das aus sechs Mitgliedern besteht. Die Definition der Währungspolitik und die Bestimmung der Zinssätze sind Aufgabe des EZB-Rats, der aus dem Direktorium und den Präsidenten der nationalen Zentralbanken der Eurostaaten besteht. Beratungs- und Koordinierungsarbeiten sowie die Erweiterung des Euroraums liegen in den Händen des Erweiterten Rats, der aus Präsident und Vizepräsident der EZB sowie den Präsidenten der nationalen Zentralbanken aller EU-Mitgliedsstaaten gebildet wird.
Originally posted 2014-11-22 12:26:15.