Der Ölpreis bewegt die Welt
Öl ist der wichtigste Energieträger und zugleich der Rohstoff, mit dem weltweit am meisten spekuliert wird. Für den Ölpreis interessieren sich allerdings nicht nur Händler und Investoren, sondern auch Unternehmen und Privathaushalte. So vergeht kaum eine Woche, in der die Nachrichten in den Medien nicht über die aktuelle Ölpreisentwicklung berichten. Rohöl bildet die Grundlage für die Gewinnung von Treib- und Heizstoffen sowie für die Produktion von Kunststoffen und weiterer chemischer Produkte, ohne die das moderne Leben nicht mehr denkbar ist. Veränderungen beim Ölpreis haben daher sowohl Auswirkungen auf Investitions- und Anlageentscheidungen als auch auf Produktionskosten und Verbraucherverhalten. Am deutlichsten wird dies an der Tankstelle oder beim Heizöl-Kauf. Auch wenn das ständige Auf und Ab bei den Benzinpreisen mehrere Ursachen hat, ist der Ölpreis sicher einer der entscheidenden Faktoren, die den Benzinpreis bewegen.
Welche Faktoren beeinflussen den Ölpreis?
Wenn vom Ölpreis die Rede ist, werden zwei Dinge stillschweigend vorausgesetzt. Zum einen bezieht sich der Ölpreis nicht auf den Liter, sondern auf das Barrel, die standardisierte Raummaßeinheit für Erdölprodukte. Ein Barrel umfasst hierbei etwa 158,987 Liter. Zum anderen wird er ausschließlich in Dollar als der Standardwährung im Rohstoffmarkt notiert. Verschiedene Faktoren beeinflussen die Ölpreisentwicklung. Angebot und Nachfrage an Terminbörsen und Kassamärkten sind zwar kurzfristig relevant, doch die mittel- und langfristigen Tendenzen bei der Preisentwicklung werden durch andere Faktoren beeinflusst. Dazu gehören:
- Weltkonjunktur (Nachfrage)
- Fördermengen (Angebot)
- Politische Spannungen / Konflikte
- Zinsentwicklung
Zu den bestimmenden Faktoren für die Ölpreis-Entwicklung gehören die Beschlüsse über Fördermengen und -quoten, die die OPEC (Organization of the Petroleum Exporting Countries) als internationale Organisation Erdöl exportierender Länder trifft. In der Organisation sind Erdöl exportierende Staaten aus dem Nahen Osten, Afrika und Lateinamerika vertreten – nicht jedoch Russland, die USA und europäische Erdölförderländer. Die OPEC-Mitgliedsstaaten verfügen allerdings über 75 Prozent der bekannten Rohölreserven und sind verantwortlich für 40 Prozent der weltweiten Erdölproduktion. Ziel der Organisation ist es, durch Fördermengenabsprachen Einfluss auf die Preise zu nehmen, um dadurch den Markteinfluss zu stärken. Die Unterschiede von Rohölsorten wie Brent Crude oder Western Texas Intermediate (WTI) spielen beim Ölpreis hingegen nur eine untergeordnete Rolle.
Sind Geldanlagen in Öl riskant?
Wie alle Rohstoffinvestments ist auch das Geschäft mit dem Öl gewissen Risiken unterworfen. Politische Spannungen, militärische Konflikte oder Sanktionen gegen bestimmte Länder oder Regionen haben direkte Auswirkungen auf alle Geldanlagen, die auf diesem Rohstoff basieren. Während der Aktionär, der in Industrieunternehmen investiert, hauptsächlich das Unternehmen und dessen Märkte im Auge behalten muss, ist der Ölinvestor gezwungen, die Nachrichten zur Weltpolitik genau zu verfolgen. Wie komplex diese Zusammenhänge sein können, zeigt beispielsweise der Ukraine-Konflikt, an dem auch die USA und die EU auf der einen und Russland auf der anderen Seite beteiligt sind. Trotz weltweit gesunkener Nachfrage aufgrund der abkühlenden Weltkonjunktur hat die OPEC beschlossen, die Fördermengen konstant zu halten. Das hat zu fallenden Ölpreisen geführt, was wiederum die Erdölkonzerne in Russland und den USA in wirtschaftliche Schwierigkeiten brachte. Der Grund hierfür ist, dass die Ölförderung in diesen Ländern wesentlich teurer als bei den OPEC-Schwergewichten ist und ein niedriger Ölpreis die Förderung in Russland und in den USA weniger rentabel macht. Ein nicht zu unterschätzendes Risiko für Investoren ohne Dollarvermögen aus dem Nicht-Dollar-Raum stellt der Dollar-Wechselkurs des zur lokalen Währung dar. Denn sollte der Dollar während eines Öl-Investments gegenüber der heimischen Währung an Wert verlieren, schmälert das den Gewinn aus dem Investment.
Welche Möglichkeiten der Geldanlage bietet Öl?
Aktien der großen Mineralölkonzerne zu kaufen, ist eine Möglichkeit, in den Rohstoff Öl zu investieren. Es ist allerdings eine indirekte Anlage, denn die Gewinnchancen hängen nicht nur vom Ölpreis ab, sondern – wie bei jedem anderen Handelsunternehmen auch – von der strategischen Einkaufs- und Verkaufspolitik der Konzerne. Öl-Fonds investieren in die Erschließung und Ausbeutung neuer Förderquellen und rentieren sich erst nach einigen Jahren, wenn die Ölförderung angelaufen ist. Sie eignen sich für langfristig orientierte Anleger mit einem Zeitfenster von sechs bis zwölf Jahren. Sie setzen auf steigende Ölpreise – eine Langfristperspektive, die angesichts der steigenden Nachfrage in den aufstrebenden Schwellenländern durchaus realistisch erscheint. Öl-Zertifikate sind spekulative Wetten auf den Ölpreis. Aufgrund der meist relativ kurzen Laufzeiten von wenigen Wochen oder Monaten bergen sie höhere Risiken als Öl-Fonds mit längerem Anlagenhorizont. Es gibt aber auch Index-Zertifikate ohne Laufzeitbegrenzung, bei denen aktuelle Kontrakte bei fallendem Ölpreis durch neue Zertifikate mit längeren Laufzeiten getauscht werden können, um das Risiko zu senken.
Originally posted 2014-12-09 15:00:11.