Der Cost-Average-Effekt bei Sparplänen
Der Cost-Average-Effekt ist ein Durchschnittskosteneffekt, der entsteht, wenn bestimmte Güter, wie zum Beispiel Fondsanteile, regelmäßig zu gleichbleibenden Beträgen erworben werden. Aus den Preisschwankungen der Anteile resultiert auf diese Weise ein antizyklisches Kaufverhalten, denn bei fallenden Preisen werden mehr Anteile, bei steigenden Preisen weniger erworben.
Cost-Average-Effekt und Preisschwankungen
Als Alternative zur Investition einer größeren Summe in Investmentfonds, Aktien oder andere Wertpapiere wird der Cost-Average-Effekt oft als Vorteil der gleichmäßigen Zahlung von Sparraten angeführt. Der auf einmal in Fonds oder Wertpapieren angelegte Geldbetrag unterliegt natürlich den üblichen Kursschwankungen und damit auch gewissen Risiken, die von der Ausrichtung, der Streuung und dem erfolgreichen Management abhängen. Das trifft aber ebenso auf das mit einem Sparplan im Laufe der Zeit in Fonds investierte Kapital zu und taugt somit nicht als Argument für die Vorzüge von Ratenzahlungen im Bezug auf die Rendite. Der Cost-Average-Effekt bezieht sich in erster Linie auf die Schwankungen des Einkaufspreises für die Fondsanteile, die durch die ratierliche Bezahlung etwas geglättet werden.
Werden also gleichbleibende Raten aufgebracht, um bestimmte Fondsanteile beispielsweise monatlich zu erwerben, dann kann eine Differenz zwischen dem arithmetischen und dem harmonischen Mittelwert auftreten – der Cost-Average-Effekt. Je höher die Preisschwankungen ausfallen, desto größer der Effekt. Die gleichmäßigen Sparraten bewirken, dass bei hohen Preisen weniger Anteile teuer eingekauft werden. Im Gegenzug erhöht sich die Anzahl der Fondsanteile, je niedriger der Kurs aktuell notiert.
Ein Beispiel für einen Cost-Average-Effekt
Wenn ein Fonds im Laufe von drei Monaten deutlich im Kurs schwankt, kann ein Sparer durchaus Vorteile erzielen. Verzeichnet der Fonds in diesen Zeitraum einen Preis pro Anteil von zunächst 1 Euro, um dann auf 2 und schließlich auf 3 zu steigen, dann errechnet sich das arithmetische Mittel wie folgt:
1 + 2 + 3 = 6
6 : 3 = 2
Der arithmetische Mittelwert für einen Fondsanteil beträgt somit 2 Euro.
Investiert ein Sparer monatlich 100 Euro, dann ergibt sich folgende Rechnung:
- Monat 100 Euro = 100 Fondsanteile à 1 Euro
- Monat 100 Euro = 50 Fondsanteile à 2 Euro
- Monat 100 Euro = 33,33 Fondsanteile à 3 Euro
Insgesamt hält der Sparer also 183,33 Anteile, für die er 300 Euro aufgebracht hat. Der harmonische Mittelwert für den Preis pro Anteil beträgt weniger als 1,64 Euro und liegt damit deutlich unter dem arithmetischen. Diese Differenz gilt als Cost-Average-Effekt. Bleiben die Preise allerdings stabil, entfällt der Cost-Average-Effekt. Ebenso gilt, dass ein Verkäufer von Fondsanteilen durchaus einen negativen Cost-Average-Effekt erzielen kann, wenn die Verkäufe zu gleichmäßigen Tranchen im Bezug auf den Erlös organisiert werden und die Preise der Anteile schwanken. Um die festgelegte Summe zu erzielen, müssen demzufolge bei niedrigen Preisen mehr Fondsanteile veräußert werden, als wenn der Kurs gerade hoch steht. Auch hier agiert der Verkäufer antizyklisch und muss Nachteile in Kauf nehmen.
Beispiel:
a) Der Sparer entschließt sich, monatlich 100 seiner 10.000 Fondsanteile zu verkaufen. Im Beispiel erzielt er folgende Erlöse:
- Monat = 100 Euro
- Monat = 200 Euro
- Monat = 300 Euro
Er erzielt im Durchschnitt der drei Monate 200 Euro, der Restbestand beträgt 9700 Anteile. Allerdings ist es in der Praxis schwierig, regelmäßige Verkäufe im Bezug auf die Anzahl der Fondsanteile zu initiieren.
b) Der Anleger will konstant 200 Euro pro Monat durch Verkäufe erzielen, dazu muss er in Anbetracht der schwankenden Preise unterschiedlich viele Fondsanteile abstoßen:
- Monat = 200 Fondsanteile
- Monat = 100 Fondsanteile
- Monat = 66,67 Fondsanteile
Für den Anleger bewirkt der negative Cost-Average-Effekt, dass er 66,67 Fondsanteile mehr verkaufen muss und somit nur noch über 9.633 Fondsanteile im Depot verfügt.
Die Kritik am Cost-Average-Effekt, der immer wieder als Verkaufsargument für den ratierlichen Kauf von Aktien oder Fonds genutzt wird, beruht in erster Linie auf dem nachgewiesenen Vorteil von Einmalanlagen. Solange die durchschnittliche Rendite für ein Depot positiv ist, wird die Vollinvestition deutlich besser abschneiden. Allerdings können insbesondere vorsichtige Sparer die naturgemäß vorhandenen Risiken durch heftige Kursbewegungen etwas reduzieren, da der Cost-Average-Effekt eine Glättung heftiger Kursausschläge mit sich bringt. Damit nimmt der Anleger bevorzugt zu Anfang die Vorteile aus dem Cost-Average-Effekt in Anspruch. Mit zunehmender Laufzeit des Sparplans nimmt der Cost-Average-Effekt ab, da sich nämlich der prozentuale Anteil der monatlichen Rate am Gesamtbestand des Depots reduziert.
Originally posted 2014-11-10 15:11:03.