Black Friday – der Tag, der das Ende der Goldenen Zwanziger markierte
Der Black Friday ist die europäische Bezeichnung für den folgenreichen Börsencrash im Jahre 1929. Tatsächlich ereignete sich der Crash nämlich am Donnerstag, dem 24. Oktober 1929, an der New Yorker Börse. An jenem Tag kam es zu einem massiven Absturz des Dow Jones, der die Weltwirtschaftskrise einläutete. Die Nachricht über das Zusammenbrechen des US-amerikanischen Börsenmarktes erreichte Europa durch die Zeitverschiebung erst nach Schließung der Aktienmärkte. In Europa kam es deshalb erst am Freitag, den 25. Oktober 1929, zu einer Panik an den Börsen – dem Black Friday. In den Vereinigten Staaten wird deshalb vom Black Thursday gesprochen, während sich in Europa der Begriff des Schwarzen Freitags etabliert hat.
Wie es zum folgenreichen Black Friday kam
Am Ende des Ersten Weltkrieges, im Vorfeld des Black Friday, lag Europa in Trümmern, die USA jedoch hatten sich als wirtschaftliche und politische Macht etabliert. Die Zukunft sah für den US-Amerikaner rosig aus: Neue Wirtschaftszweige, höhere Löhne und die niedrige Inflation sorgten für eine Zeit des Überflusses. Die 1920er-Jahre waren geprägt von bahnbrechenden Erfindungen. Der Tonfilm, das Radio und insbesondere die Fließbandproduktion brachten den Wirtschaftsboom mit sich. Der wachsende Wohlstand lockte neben Unternehmen auch Kleinanleger an die Börse. Schätzungen zufolge soll 1929 sogar jeder vierte US-amerikanische Haushalt im Besitz von Aktien gewesen sein, die allerdings häufig durch die Aufnahme von Krediten finanziert wurden. Was folgte, war eine Spekulationsblase, die durch stetig neu aufgelegte Aktien immer größer wurde. Zum Vergleich: 1923 lag der Dow Jones noch bei 100 Punkten – und erreichte in den folgenden Jahren einen Rekordwert von 331 Punkten.
Ein Konjunkturabschwung brachte jedoch die Wende: Kursgewinne blieben aus, Warnungen von Finanzexperten, die ein Platzen der Spekulationsblase voraussagten, wurden ignoriert. Durch die fehlende Nachfrage begann ab Mitte Oktober 1929 ein Rückgang der Kurse. Dies führte zu einer Panik unter den Anlegern, die ihre Wertpapiere rasch verkaufen wollten, um die Kredite zurückzahlen zu können. Am Donnerstag, dem 24. Oktober, kam es schließlich zum Zusammensturz, der am darauffolgenden Black Friday auch die europäischen Börsen traf. Der Dow Jones hatte zu diesem Zeitpunkt seinen Tiefpunkt freilich noch nicht erreicht, sondern fiel in den kommenden Tagen immer weiter. Am 15. November 1929 stand der Kurs bei nur noch 180 Punkten, der absolute Tiefpunkt war mit gerade einmal 41 Punkten im Sommer 1932 erreicht.
Die Folgen des Black Friday
Der große Börsencrash traf das gesamte Wirtschaftssystem der USA. Die Kleinanleger hatten seit dem Black Friday tiefe Schulden, Firmen und Banken mussten Konkurs anmelden. Die Folge waren Massenentlassungen, die rasch zu einer enormen Arbeitslosigkeit führten. 1932 kam es dank Franklin D. Roosevelt endlich zu einer Erholung: Der New Deal griff. Staatliche Arbeitsprogramme schafften Arbeitsplätze, Renovierungen und Neubauten öffentlicher Gebäude kurbelten die Wirtschaft und die Kaufkraft an, damit die Auswirkungen des Black Friday überwunden werden konnten.
Ähnliche Ausmaße nahm der Black Friday in Europa an. Die Aktienmärkte brachen zusammen, Privatanleger wie Unternehmen blieben hoch verschuldet zurück. Nach den USA hatte der schwarze Freitag Deutschland am härtesten getroffen. Das Land hatte aus dem Ersten Weltkrieg noch hohe Schulden zu begleichen und die Folgen des Vertrages von Versailles belasteten Deutschland zusätzlich. Die stark wachsende Wirtschaft hatte zudem ausländische, vornehmlich US-amerikanische Investoren, gelockt, die nun ihr Geld zurückzogen. Reichskanzler Heinrich Brüning verfolgte nach dem Black Friday einen anderen Weg als Roosevelt. Er setzte auf eine harte Sparpolitik, kürzte Beamtengehälter empfindlich und erhöhte die Einkommenssteuer. Es folgte eine Deflation. Bis 1933 stieg die Arbeitslosigkeit auf mehr als 30 Prozent, das Bruttoinlandsprodukt fiel um ein Viertel. Das Vertrauen in die Politik sank auf einen Tiefpunkt und so konnten radikale Parteien Wahlerfolge erzielen, die letztlich wiederum zur Katastrophe des Zweiten Weltkrieges führten.
Schwarzer Freitag und seine Lehren
Der Black Friday und die folgende Weltwirtschaftskrise veränderten die Welt nachhaltig. Es wurde klar, dass die Überschuldung der Volkswirtschaften und die spekulative Aufblähung der Aktienkurse ebenso zu den weitreichenden Folgen beitrugen wie die finanziellen Abhängigkeiten der einzelnen Staaten. Weiterhin bleibt zu beobachten, dass bestimmte Phänomene als Krisenparameter immer wieder auftreten und neben den Lehren, die sich aus ihnen ziehen lassen, als Warnsignale fungieren. Ein Beispiel hierfür ist die Vergabe von zu günstigen Krediten, die ein großer Faktor in den katastrophalen Ausmaßen der Weltwirtschaftskrise waren. Die hier entstandenen Verluste sorgten flächendeckend für tiefe Verschuldungen und potenzierten die verheerenden Folgen des Crashs um ein Vielfaches. Um künftigen Krisen vorzubeugen, erließen Börsen in aller Welt neue Regelungen und installierten eine Börsenaufsicht. So wurde etwa die United States Securities and Exchange Commission (SEC) im Jahre 1934 als direkte Reaktion auf den Black Friday eingerichtet.