Anlagestrategie: Persönliche Präferenzen konkurrieren mit äußeren Zwängen
Rendite oder Risiko – bei der Wahl der Anlagestrategie müssen Anleger sich entscheiden. Im Allgemeinen gilt: je höher das Risiko, desto größer der Gewinn. Doch hochriskante Geldanlagen sind nicht für jeden Sparer geeignet. Erfahrene und börsenaffine Anleger wissen zwar, dass Kursschwankungen bei Aktien oder Fonds nicht überzubewerten sind, da erst mit dem Verkauf Kursverluste realisiert werden. Solche Schwankungen auszusitzen, fällt gerade unerfahrenen und sicherheitsorientierten Anlegern aber meist schwer. So führt die falsche Anlagestrategie häufig zu emotional gesteuerten, unüberlegten Handlungen, die den Finanzen schaden – und damit zu Verlusten. Daher ist es wichtig, die Anlagestrategie an die eigene Risikobereitschaft anzupassen. Die Anlagestrategie wird also auch dadurch bestimmt, wie Sparer mit der Frage „Rendite oder Sicherheit?“ umgehen. Bei der Risikobereitschaft wird zwischen drei Anlageklassen unterschieden: konservativ, ausgewogen und offensiv.
Der konservative Anleger
Konservative Anleger gehen in Sachen Finanzen auf Nummer sicher. Da sie Verluste scheuen, sollten sie ihr Geld in Anlageformen mit geringem Risiko investieren. Bei ihnen kommen Anlageformen, die Kursschwankungen unterlegen sind, nur in geringem Umfang infrage. Von daher sind Aktien meist kein Teil der Anlage; eher wird Produkten der Bank vertraut. Ein kleiner Teil des Portfolios sollte allerdings trotzdem in Fonds investiert sein, für das Gros bleiben zum Beispiel Renten oder Bundesobligationen. Hier bürgt der Bund mit seinen Steuereinnahmen, das Ausfallrisiko liegt also quasi bei null. Mit dieser Anlagestrategie wird das Vermögen nur langsam anwachsen, das Verlustrisiko ist aber minimal.
Der ausgewogene Anleger
Anleger mit ausgewogenem Sicherheitsbedürfnis erwarten von einer Geldanlage gute Erträge bei überschaubarem Risiko. Auch wenn ihre Anlagestrategie auf Sicherheit ausgelegt ist, sind sie trotzdem bereit, Wertschwankungen des Vermögens hinzunehmen, sofern diese nicht zu stark ausfallen. Sparen sie für die kurzfristige Erfüllung teurerer Wünsche, investieren sie überwiegend in Anlageformen mit geringem Risiko. Bei langfristig geplanten Vorhaben wie dem Wohnungskauf oder der Altersvorsorge sind sie aber durchaus bereit, einen deutlich größeren Anteil in risikoreichere Anlagen fließen zu lassen. Als Anlagestrategie empfiehlt sich für diesen Charakter eine ausgewogene Mischung aus Aktien- und Immobilienfonds mit sicheren Anleihen und Obligationen und zu einem kleinen Teil Blue Chips .
Der offensive Anleger
Offensive Anleger wollen mit der Geldanlage vor allem eine positive Wertentwicklung erreichen. In ihrer Anlagestrategie setzen sie auf riskante, stark schwankende Werte: Nischenfonds, volatile Aktien von jungen oder auch instabilen Unternehmen, Zertifikate und Optionen – sie sind nicht nur bereit, Risiken einzugehen, sie schätzen sie auch als weniger problematisch ein als sicherheitsorientierte Sparer. Doch auch risikofreudige Persönlichkeiten müssen ihren Anlagehorizont bedenken. Wollen sie das Geld zum Beispiel in drei Jahren für ein neues Auto verwenden, sollten sie ihre Risikobereitschaft zügeln und nicht in stark volatile Werte investieren. Wollen sie jedoch ein langfristiges Polster aufbauen, müssen sie sich bei der Wahl der Anlagestrategie die Chancen risikoreicherer Investments nicht entgehen lassen. Wer Anlagestrategien wählt, welche sehr risikoreich sind, kann Teilverluste meist gut verkraften.
Risikobereitschaft ist nur ein Faktor der Anlagestrategie
Die Auswahl der richtigen Anlagestrategie hängt aber nicht nur von den persönlichen Bedürfnissen nach Sicherheit und Rendite ab. In puncto Risikofähigkeit spielen auch harte Fakten eine wichtige Rolle. Dazu zählen vor allen die Höhe des Einkommens und der Ersparnisse, die Dauer der Anlage und die finanziellen Verpflichtungen. So sollte der Notgroschen eher konservativ angelegt werden. Auch kommen risikoreiche Investments nur bei langfristigem Anlagehorizont infrage und Beträge, die eigentlich für die Erfüllung finanzieller Verpflichtungen gedacht sind, sollten nicht in volatile Anlage fließen. Die Wahl der individuellen Anlagestrategie wird jedoch auch durch äußere Einflüsse bestimmt. Liegt beispielsweise die Inflationsrate über der zu erwartenden Rendite, kommt es nicht nur zu keinem Wertzuwachs, es findet sogar ein schleichende Kaufkraftvernichtung statt. Anleger müssen also auch die Inflation im Blick behalten und ihre Anlageinstrumente danach auswählen. Das ist vor allem in Zeiten niedriger Leitzinssätze schwierig, denn an diesen orientiert sich die Bank bei der Ausgestaltung der Anlagekonditionen. Werden die Referenzzinssätze im Zuge der Zinspolitik von den Zentralbanken gesenkt, hat das auch Auswirkungen auf die Sparer. Selbst bei moderater Inflation müssen auch sicherheitsorientierte Kapitalanleger auf riskantere Investmentformen umschwenken, um eine positive Rendite zu erzielen. Damit Sparer auch in schwierigen Situationen rationale Entscheidungen fällen können, hilft nur eins: Wissen. Je besser sie sich mit den verschiedenen Anlageformen, ihren Chancen und Risiken, aber auch mit allgemeingültigen Marktmechanismen auskennen, umso selbstbewusster können sie bei der Bank und an der Börse agieren. Zudem schwindet die Angst vor den Risiken meist, wenn diese bekannt sind und genau verstanden werden. Aufklärung beeinflusst die persönliche Anlagestrategie und verhilft Anlegern damit zu einer besseren Rendite.
Originally posted 2014-10-31 17:15:08.